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Aufgrund akuter Müdigkeit schlafen Betroffene bei Sekundenschlaf ungewollt für mehrere Sekunden ein. Es handelt sich um kurze Müdigkeitsattacken, die der Körper als Warnsignal sendet.
Bei Sekundenschlaf schließen Sie die Augen nicht zwangsläufig. Sie können sich auch in einem Dämmerzustand befinden. Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit sind während dieser Zeit stark eingeschränkt.
Vor allem nach stundenlangem Autofahren ohne Pause kann das Urteilsvermögen des Fahrers beeinträchtigt sein. Aus medizinischer Sicht ist plötzliche Schläfrigkeit eine spontane Notwehrreaktion des Körpers auf zu starke Übermüdung. Deshalb verfällt der Organismus in eine Art "Stand-by-Modus", ohne dass der Betroffene etwas dagegen tun kann.
Verschiedene Ursachen können zu Sekundenschlaf im Auto führen:
Kribbeln, Zucken, Ziehen: Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine Nervenkrankheit, bei der die Beine zu jeder Tages- und Nachtzeit unwillkürlich zu zucken beginnen. Häufig ist auch von "unruhigen Beinen" (engl. restless legs) die Rede.
Das unangenehme "Ameisenlaufen" in den Beinen tritt hauptsächlich in Ruhephasen auf. Da nur Bewegung Linderung verschafft, haben Betroffene oft keinen gesunden Schlaf. Ein- und Durchschlafen fällt ihnen schwer. Die Folge: Nervosität und Tagesmüdigkeit.
Was zunächst harmlos erscheint, kann im Straßenverkehr fatale Folgen haben. Denn weitere Begleiterscheinungen sind körperliche Mängel (z.B. Nierenschwäche, Eisenmangel, etc.) und Sekundenschlaf. Auf längeren Fahrten sollten Autofahrer mit RLS daher besondere Vorsicht walten lassen.
Meist fallen die Augen nur eine halbe Sekunde zu. In einigen Fällen dauert Sekundenschlaf jedoch bis zu 30 Sekunden. Bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h legt ein Auto rund 181 Meter in nur fünf Sekunden zurück. Das heißt: Während einer einzigen Sekunde Schlaf fahren Sie 36 Meter im "Blindflug".
Bei hohen Geschwindigkeiten auf Autobahnen oder Schnellstraßen in Sekundenschlaf zu verfallen, ist besonders gefährlich und endet mitunter tödlich. Der schlafende Kraftfahrer gefährdet nicht nur sich und seine Mitfahrer. Er riskiert auch das Leben anderer Verkehrsteilnehmer.
Bei einer Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) und der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gaben 26 Prozent der 1.000 Befragten an, bereits mindestens einmal am Steuer eingeschlafen zu sein. Männer sind mit 34 Prozent stärker gefährdet als Frauen mit 16 Prozent. Noch drastischer lesen sich die Zahlen bei Menschen, die viel auf Autobahnen unterwegs sind: 46 Prozent von 353 befragten Lkw-Fahrern erklärten, dass sie mindestens einmal während der Fahrt eingenickt sind.
Schätzungsweise 2.000 Unfälle mit Personenschaden verursachen Fahrer pro Jahr durch Einschlafen. Auf deutschen Autobahnen zählt jeder vierte tödliche Unfall mit Pkw dazu. An jedem sechsten Unfall mit schwerwiegenden Folgen war ein Lkw-Fahrer schuld. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen allerdings nur die Spitze des Eisbergs.
Erfasst werden lediglich Unfälle mit Personenschaden, also Verletzten und Toten. Als Müdigkeits-Crash werden sie nur registriert, wenn der Verursacher dies bei der polizeilichen Befragung explizit zu Protokoll gibt. Die Dunkelziffer ist nach Expertenschätzung daher noch viel größer.
Die Wahrscheinlichkeit, einen Verkehrsunfall durch Sekundenschlaf zu verursachen, ist nach nur vier oder fünf Stunden Schlaf 4,3-mal höher als normal. Bei weniger als vier Stunden Schlaf steigt das Risiko sogar aufs 11,5-Fache. Müdigkeit schränkt Fahrtauglichkeit ähnlich stark ein wie Alkohol: 24 Stunden ohne Schlaf entsprechen knapp einem Promille Alkohol im Blut.
Sekundenschlaf tritt nicht von einem Moment auf den anderen auf, sondern bahnt sich langsam an. Bevor Sie einnicken, sendet der Körper Warnsignale, dass er übermüdet ist. Folgende Symptome kündigen Sekundenschlaf an:
Treten ein oder mehrere der genannten Symptome auf, sollten Sie die Fahrt sofort unterbrechen und eine Pause einlegen. Schlafen Sie im Auto: Ein zehn- bis zwanzigminütiges Nickerchen ist die wirkungsvollste Maßnahme gegen Sekundenschlaf beim Autofahren. Sind Sie mit Beifahrer unterwegs, übergeben Sie das Steuer und ruhen sich aus.
Um eine sichere Fahrt zu gewährleisten und Sekundenschlaf zu verhindern, gibt es hilfreiche, präventive Maßnahmen:
Um Sekundenschlaf auf monotonen Langstrecken und somit Unfälle zu verhindern, gibt es mittlerweile spezielle Fahrassistenzsysteme. Als Müdigkeitswarner schlagen sie rechtzeitig Alarm, sobald die Konzentration des Pkw-Fahrers nachlässt.
Das Warnsystem, auch Aufmerksamkeits-Assistent genannt, beobachtet und analysiert das Fahrverhalten des Autofahrers. Dazu gehören Lenkbewegung, Blinkverhalten und die Betätigung der Pedale. Bei Auffälligkeiten, etwa abrupten Lenkmanövern, warnt das System durch ein akustisches Signal und eine optische Anzeige über das Bordsystem im Cockpit.
Darüber hinaus gibt es sogenannte Spurassistenzsysteme. Sie dienen ebenfalls als Müdigkeitserkennung. Spurassistenten achten per Videokamera auf die Fahrbahnmarkierungen und erkennen, wenn der Autofahrer seine Spur verlässt oder zwischen zwei Spuren hin- und herpendelt.
Sekundenschlaf tritt nicht ohne Vorwarnung ein. Ignoriert der Fahrer die Müdigkeitsanzeichen, verliert die Kontrolle über das Fahrzeug und verursacht einen Autounfall, handelt er (grob) fahrlässig. Das deutsche Strafrecht sieht bei Unfällen durch Sekundenschlaf unterschiedliche Straftatbestände und Strafmaße vor:
Der Gesetzgeber bestraft einen durch Sekundenschlaf verursachten Verkehrsunfall unter Umständen mit Führerscheinentzug. Insbesondere Fahranfänger in der Probezeit sollten sich der Gefahr bewusst sein, die kurzzeitiges Einschlafen am Steuer mit sich bringt. Junge Fahrer haben anfangs oft einen unsicheren Fahrstil. Zusätzliche Unachtsamkeit und Sekundenschlaf sind Ursachen schwerer Unfälle.
Ob im Anschluss an einen derartigen Autounfall eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet wird, hängt vom Einzelfall ab.
Ob die Kfz-Versicherung für Unfallschäden aufkommt, die durch Sekundenschlaf entstehen, hängt vom Einzelfall ab. In der Regel greift der Versicherungsschutz.
Da es sich aber in vielen Fällen um grob fahrlässiges Verhalten des Pkw-Fahrers handelt, zahlt die Versicherung nicht immer bei Sekundenschlaf. Oft übernimmt sie nur einen Teil der Kosten. Den Rest zahlt der Versicherte aus eigener Tasche.
Bei Unfall durch Sekundenschlaf ist eine Vollkasko nicht nötig. In der Regel kommt die Kfz-Haftpflichtversicherung für die Schäden auf.
Bestimmte Menschen haben ein deutlich höheres Risiko für Sekundenschlaf als andere. Gefährdete Personen lassen sich in bestimmte Risikogruppen einteilen:
Sekundenschlaf tritt oftmals als Nebenwirkung von Medikamenten oder als Symptom einer Krankheit auf. Zum Beispiel verursachen Durchschlafstörungen, Schlafapnoe oder Narkolepsie extreme Schläfrigkeit im Alltag.
Lange oder ungünstige Arbeitszeiten, die im Gegensatz zum natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus stehen, begünstigen Sekundenschlaf. Besonders betroffen sind Menschen vor dem Frühdienst oder nach einer langen Nachtschicht.
Pendler und Lkw-Fahrer legen oft längere Fahrten auf Autobahnen zurück. Zudem stehen sie meist unter Zeitdruck, weshalb sie weniger Pausen als erforderlich einlegen. Manche Lkw-Fahrer fahren sogar nachts durch. Dadurch gerät ihr natürlicher Biorhythmus durcheinander. Das wiederum kann zu Sekundenschlaf führen.
Risiko für Sekundenschlaf kann bei jungen Erwachsenen in gewissen Situationen ansteigen: Zum Beispiel, wenn sie wegen einer Projektabgabe oder Uni-Klausur eine Nachtschicht einlegen. Oder weil nach langer Partynacht der Schlaf zu kurz kommt.
Viele Menschen schlafen nicht genug oder haben regelmäßig Schlafprobleme. Häuft sich der Schlafmangel über mehrere Tage oder Wochen, kann das Schlafdefizit Sekundenschlaf auslösen. Der Körper schaltet dann aus Eigenschutz in einen "Stand-by-Modus" um.
Gerade zu Ferienbeginn stehen viele Urlauber mitten in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden auf, um möglichst schnell in die Sonne zu fahren und Staus zu vermeiden. Umso wichtiger ist es, auf der Fahrt genug Pausen einzulegen und plötzlich aufkommende Müdigkeit nicht zu ignorieren.
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