In den vergangenen Jahrzehnten hat es immer mehr Wildtiere in den urbanen Lebensraum von Menschen verschlagen. Nicht nur Wildschweine, Biber, Füchse oder Waschbären, auch Marder zieht es zunehmend in die Städte. Für den Umzug gibt es gute Gründe: In der Land- und Forstwirtschaft ist die Nahrungssuche beschwerlicher geworden, während das Futterangebot steigt, wo viele Menschen leben.
Verkrochen sich Marder früher hauptsächlich in Scheunen und Ställen, haben die Nager längst auch Dachböden und Fahrzeuge für sich entdeckt. Unter den Kühlerhauben parkender Autos fühlt sich der Steinmarder pudelwohl. Der oftmals noch warme Motorraum bietet ihm nämlich einen attraktiven Unterschlupf mit vielseitigen Möglichkeiten: Hier kann er sich erholen, vor Feinden verstecken, spielen und Nahrungsreste horten.
Meist hält sich der wendige Kletterer nicht allzu lange im Motorraum auf. Jedoch selten, ohne das eroberte Terrain zu markieren. Denn das kleine Raubtier ist neugierig, verspielt und erkundet seine Umwelt mit Vorliebe mit den Zähnen.
Wagen sich fremde Artgenossen in das Revier und hinterlassen Duftnoten, ist Schluss mit lustig: Dann flippt das Tierchen aus und zerbeißt alles, was nach dem Eindringling riecht, um sein Revier zu verteidigen. Jährlich verursachen Marder so großen Schaden an Autos in Deutschland: Bei mehr als 200.000 Angriffen entstehen Schäden in Höhe von über 50 Millionen Euro.
Was Marder besonders gern mögen:
Übrigens: Statistisch gesehen sind einige Automarken zwar häufiger von Marderschäden betroffen. Von sich aus bevorzugen Marder jedoch keine bestimmten Modelle. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Baujahr eines Pkw und seiner "Marder-Anfälligkeit" besteht nicht. Moderne Autos haben jedoch ein höheres Schadenspotenzial aufgrund zusätzlicher Elektrokabel und empfindlicher Technik im Motorraum.
Besonders in Städten mit zahlreichen Grünanlagen und Schrebergärten fühlen sich Marder pudelwohl. Verschiedene Statistiken belegen für Deutschland nach wie vor ein leichtes Nord-Süd-Gefälle.
Laut einer Google-Auswertung der Suchanfragen wurde 2015 die Region Stuttgart besonders stark von Mardern heimgesucht.
Ob sich einer der kleinen Nager am Auto zu schaffen gemacht hat, ist manchmal sofort, teilweise aber auch erst wesentlich später zu sehen. An diesen Merkmalen erkennen Sie, ob ein Marder sein Unwesen getrieben hat:
Anhand von Form, Größe, Konsistenz und Ablageort ist Marderkot leicht von Katzen-, Igel- oder Rattenkot zu unterscheiden. Wenn Sie Ihren Carport oder Parkplatz aufmerksam beobachten, erkennen Sie frühzeitig, ob Ihr Auto in einem Marderrevier abgestellt ist. Ein typisches Anzeichen ist die sogenannte Mardertoilette aus älteren und frischen Kotspuren. Denn die Tiere suchen in der Regel immer wieder den gleichen Ort für ihr Geschäft auf.
Marder hinterlassen wurst- oder spiralförmigen Kot, in etwa 1,5 Zentimeter dick und bis zu zehn Zentimeter lang, mit leicht zugespitztem Ende. Oft sind unverdaute Stücke wie Fruchtkerne, Fell oder Federn darin erkennbar. Zudem riecht Marderkot sehr streng. Im Unterschied dazu weist Katzenkot keine unverdauten Überreste auf und ist meist in der Erde vergraben. Igel- und Rattenkot ist in der Regel kleiner und über eine größere Fläche verteilt.
Auf welches Bauteil haben es Marder eigentlich am ehesten abgesehen und was für Schäden drohen Fahrzeughaltern? Hier wird zwischen direkten und Folgeschäden unterschieden. Letztere können erheblich ins Geld gehen:
Besonders häufig betroffen sind Zündkabel, Kühlwasser- und Scheibenwaschwasserschläuche, Kunststoffschläuche, Stromleitungen, Isolierungen sowie Materialien für Geräusch- und Wärmedämmung. Oft verursacht Marderbiss auch am Turboschlauch und in Faltenbälgen erhebliche Schäden. Eher selten betroffen sind Bremsschläuche, Kraftstoffleitungen, Keilriemen und Reifen.
Erkennen Sie direkte Marderschäden an Ihrem Fahrzeug frühzeitig, halten sich die Reparaturkosten meist in Grenzen: Die Kosten für die Instandsetzung zerbissener Kabel oder Kühlschläuche liegen bei 150 bis 300 Euro.
Die teuerste Konsequenz einer Marderattacke ist ein Motorschaden. Dies passiert meistens dann, wenn Marderbiss am Kühlerschlauch vorliegt: Kühlflüssigkeit läuft aus, eine Überhitzung des Triebwerks tritt ein.
Gefährlich kann es für Autofahrer werden, wenn Gummimanschetten angebissen sind. Gehen diese Schutzvorrichtungen kaputt, ist die Lenkung beeinträchtigt – und damit die Sicherheit der Insassen in Gefahr. Auch angeknabberte Zündkabel sorgen für ungemütliche Folgeschäden, da Antriebseinheit und Katalysator akut gefährdet sind.
Die genaue Schadensbezifferung hängt davon ab, welche Autoteile der Marder wie stark zerstört hat, wann Sie den Schaden entdecken und ob bereits ältere Schäden vorliegen. Oft liegen die Kosten, um Motorschaden und Co. in der Werkstatt beheben zu lassen, im vierstelligen Bereich.
Nur wenige Automarken bieten Marderschutz schon ab Werk an, etwa in Form spezieller Abschottungen im Motorraum, die als Zusatzausstattung hinzubuchbar sind. Hersteller wie VW oder Ford bieten für ihre Automodelle Nachrüstsätze an. Als Zubehör sind beispielsweise Vorrichtungen erhältlich, die Marder mit Elektroschocks in die Flucht schlagen.
Um zu verhindern, dass Autos durch Marderbiss Schaden nehmen, gibt es verschiedene Mittel und Strategien. Die beliebtesten Abwehrmaßnahmen und ihre Wirksamkeit im Überblick:
Einige Ratgeber empfehlen "Geheimtipps" wie WC-Steine, Hundehaare oder Duftkugeln für die Marderabwehr. Untersuchungen unter anderem des ADAC ergeben aber: Marderbiss verhindern die Geruchsmittel nicht. Auch die Wirkung sogenannter Anti-Marder-Sprays ist umstritten.
Zum einen werden viele Präparate bereits bei einer Fahrt im Regen neutralisiert und abgewaschen. Zum anderen gewöhnen sich Marder schnell an unangenehme Gerüche. Um unerwünschten Marderbesuch zu verhindern, sind Geruchsmittel alleine daher nicht geeignet.
Sinnvoller sind Duftmarken-Entferner, die Geruchsspuren der Tiere unkenntlich machen. Auch durch regelmäßige Motorwäschen lassen sich Marder-Duftspuren beseitigen. Parkt Ihr Fahrzeug in einem Marderrevier, hält dies andere Männchen davon ab, sich vor Wut im Motorraum auszutoben: Neutrales Gebiet ist für Marder uninteressant. Ihre Rivalenkämpfe zur Paarungszeit veranstalten die kleinen Raubtiere dann woanders.
Eine Motorwäsche können Sie zu Hause mit einem Dampfstrahler durchführen. Empfindliche Teile wie Steuergerät oder Steckverbindungen sollten Sie dabei schonend behandeln.
Dem Schutz der Zündkabel dient ein sogenanntes geschlitztes Wellrohr. Die Schläuche aus Hartplastik sind im Kfz-Handel erhältlich. Wie andere Kunststoffteile dürfen sie weder mit heißen noch mit beweglichen Autoteilen in Kontakt kommen.
Ultraschallgeräte sind ein weiteres Mittel zur Marderabwehr. Sie senden hohe Töne aus, die für menschliche Ohren nicht wahrnehmbar sind, auf Marder jedoch einen abschreckenden Effekt haben.
Als Marderschutz bewährt haben sich auch Elektroschockgeräte mit Kontaktplatten aus Metall. Sie sind an den typischen "Einstiegsstellen" der Marder befestigt und verteilen leichte elektrische Schläge an die Eindringlinge.
Den wohl günstigsten Marderschutz stellt ein traditionelles Hausmittel dar: der Besen. Borsten unter dem Motorraum finden Marder erfahrungsgemäß nicht allzu gemütlich, was viele der umtriebigen Tierchen am Einstieg hindert. Erprobt haben sich auch unter dem Auto platzierte Drahtgitter, worauf Marder ebenso wenig gerne treffen.
Marder stehen zwar weder unter Arten- noch Naturschutz, unterliegen aber dem Bundesjagdgesetz. Einen Marder fangen und töten dürfen Sie demnach nur, wenn Sie über das entsprechende Jagdrecht verfügen, sprich einen Jagdschein besitzen. Dabei gelten je nach Bundesland verschiedene Schonzeiten. Halten Sie sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben, drohen Bußgelder von bis zu 5.000 Euro und sogar Freiheitsstrafen.
Privatpersonen ohne Jagdschein ist laut Gesetz lediglich das "Vergrämen" von Mardern erlaubt. Bewohnt ein Nager Ihr Grundstück, Dach oder Auto, ist es Ihnen gestattet, den Eindringling dauerhaft zu vertreiben. Das Wohl des Tieres darf dabei aber nicht beeinträchtigt werden.
Nicht erlaubt ist das Auslegen von Giftködern, die im schlimmsten Fall Haustiere töten können. Kammerjäger und auf Schädlingsbekämpfung spezialisierte Unternehmen bieten professionelle Hilfe bei der Marderabwehr an. Entsprechende Anbieter in Ihrer Nähe finden Sie am schnellsten online.
Zum Leidwesen von Pkw-Besitzern ist ein stetes Kommen und Gehen bei Mardern normal, solange das Auto Teil ihres markierten Reviers ist. Dieses Areal erstreckt sich über gut einen halben Quadratkilometer. Marder bewohnen zudem keinen festen Bau, sondern haben mehrere Verstecke, die sie abwechselnd aufsuchen.
Selbst wenn Sie einen Marder fangen und fernab Ihres Grundstücks aussetzen, findet er oft den Weg zurück. Unbewohnte Reviere entdecken andere Marder zudem schnell für sich und ziehen nur zu gerne in verlassene Verstecke ein. Erst wenn Sie die kleinen Plagegeister langfristig vergrämen und Ihr Auto dank Duftmarken-Entfernung nicht mehr interessant ist, herrscht dauerhaft Ruhe.
Melden Sie den Vorfall schnellstmöglich der Fahrzeugvermietung. Wer bei Marderschäden an einem gemieteten Pkw die Haftung übernimmt, hängt davon ab, wie er laut Mietvertrag versichert ist.
Haben Sie für den Leihwagen eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen, sind direkte Marderschäden und Folgeschäden in der Regel abgedeckt. Gegebenenfalls zahlen Sie die vereinbarte Selbstbeteiligung. Prüfen Sie bei Mietautos in jedem Fall vorab, welche Leistungen der Versicherungsschutz beinhaltet.
Stellen Sie an Ihrem Wagen einen Marderschaden fest oder haben Sie den Verdacht, dass sich ein Tier an Ihrem Auto zu schaffen gemacht hat, suchen Sie sich umgehend professionelle Hilfe. Selbst an Kabeln herumzubasteln, ist keine Lösung. Zwar können Laien beispielsweise einen Weidezaun im Motorraum anbringen, um die kleinen Räuber abzuhalten. Reparaturen sollten Sie jedoch immer Experten überlassen.
Fahren Sie zudem keinesfalls noch längere Zeit mit Ihrem Auto umher, wenn Sie einen Marderschaden vermuten. Lassen Sie den Pkw stattdessen in der Werkstatt unter die Lupe nehmen und melden Sie den Schadensfall, wenn nötig, zeitnah Ihrer Kfz-Versicherung.
Das kommt auf Ihren persönlichen Versicherungstarif an: Direkte Marderschäden übernimmt in der Regel die Teilkaskoversicherung. Auch bei Folgeschäden erstattet die Teilkasko die entstandenen Kosten meist bis zu einer gewissen Höchstgrenze.
Allerdings greift nur bei der Vollkaskoversicherung das sogenannte Schadenfreiheitsrabattsystem. Melden Sie Ihrem Versicherer zum Beispiel einen kostenintensiven Folgeschaden, kann er Sie bei Marderbiss in der Vollkasko hochstufen. Infolge der Schadenmeldung erhöht sich Ihr monatlicher Grundbeitrag. Das bedeutet: Je mehr schadenfreie Jahre Sie vorweisen können, desto günstiger ist Ihre Prämie.
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