Wie bei der Kfz-Versicherung für Pkw bestimmen auch bei Motorradversicherungen verschiedene Faktoren die Beitragshöhe. Bei der Prämienberechnung spielen beispielsweise die statistische Unfallwahrscheinlichkeit des Fahrzeugtyps (Typklasse) sowie der Ort der Zulassung (Regionalklasse) eine Rolle.
Im Unterschied zur Autoversicherung gibt es für Motorräder kein allgemeingültiges Typklassenverzeichnis, das jedes gängige Modell auflistet und einstuft. Daher ist bei Motorrädern auch von Versicherungsklassen die Rede. Im allgemeinen Sprachgebrauch sind unter dem Begriff Versicherungsklasse aber auch Typklasse und Regionalkasse zusammengefasst.
Die Einordnung der Motorradmodelle in bestimmte Typ- bzw. Versicherungsklassen erfolgt anhand der Schadensverläufe in den Vorjahren. Zuständig dafür ist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Verschlechtert sich die Unfallbilanz eines Motorradtyps zum Vorjahr, stuft der GDV ihn in eine schlechtere Klasse ein.
Die GDV-Statistik für Krafträder dient Versicherungsgesellschaften als Orientierung. Sie ist jedoch nicht verpflichtend. Jeder Anbieter kann die verschiedenen Kraftradtypen selbst einstufen. Die Folge: Die Versicherungsklassen fallen je nach Versicherer unterschiedlich aus.
Die meisten Versicherungen unterscheiden zwischen:
Für Motorräder setzen Versicherungsunternehmen deutlich weniger Typ- bzw. Versicherungsklassen an als für Pkw. In der Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es 16 verschiedene Klassen von zehn bis 25. Bei der Teilkaskoversicherung sind es 24 Klassen von zehn bis 33. Die Vollkasko stuft in 25 Klassen von zehn bis 34 ein. Welcher Typklasse Ihr Motorrad angehört, entnehmen Sie Ihrer Jahresprämienrechnung. Sie ist dort mit einem Typschlüssel gekennzeichnet.
Die rund 400 Zulassungsbezirke in Deutschland sind in verschiedene Regionalklassen eingeteilt und mit einem Index versehen. Die Zuordnung erfolgt auf Basis des Unfallrisikos im jeweiligen Bezirk. Dafür erstellt der GDV jährlich eine Schadenbilanz, die das durchschnittliche Schadensaufkommen der letzten drei Jahre widerspiegelt. Erhöht sich die Schadenshäufigkeit in einem Zulassungsbezirk, steigt dieser im Folgejahr in eine höhere Regionalklasse auf.
Die vom GDV erstellte Regionalstatistik für Krafträder ordnet jedem Zulassungsbezirk Indizes und Klassen für Kraftrad-Haftpflicht, Voll- und Teilkasko zu. Einige wichtige Regionen im Überblick (Stand: August 2020):
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Region | Kraftrad-Haftpflicht | Vollkasko | Teilkasko | ||||
Index | Klasse | Index | Klasse | Index | Klasse | ||
010 | Schleswig-Holstein | 86,38 | 2 | 94,34 | 2 | 97,97 | 4 |
020 | Hansestadt Hamburg | 114,88 | 4 | 176,28 | 4 | 247,16 | 7 |
031 | Braunschweig | 76,24 | 1 | 90,56 | 1 | 84,56 | 4 |
040 | Bremen | 90,01 | 2 | 102,14 | 3 | 116,49 | 5 |
051 | Düsseldorf | 89,97 | 2 | 94,34 | 2 | 124,40 | 5 |
053 | Köln | 102,65 | 4 | 102,14 | 3 | 187,57 | 6 |
066 | Kassel | 89,99 | 2 | 90,56 | 1 | 52,00 | 2 |
081 | Stuttgart | 104,31 | 4 | 94,34 | 2 | 44,08 | 1 |
083 | Freiburg | 99,98 | 3 | 90,56 | 1 | 44,41 | 1 |
100 | Saarland | 98,67 | 3 | 90,56 | 1 | 76,20 | 3 |
110 | Berlin | 173,54 | 6 | 176,28 | 4 | 530,50 | 8 |
147 | Leipzig | 108,83 | 4 | 176,28 | 4 | 273,47 | 7 |
Jeder Versicherer hat eigene Berechnungsmethoden, um die Höhe der Versicherungsprämie zu bestimmen. Bei der Beitragsermittlung fließen in der Kraftradversicherung folgende Faktoren ein:
Neben fahrzeugspezifischen Details wie Modell und Motorleistung haben auch persönliche Merkmale des Fahrers Einfluss auf den Versicherungsbeitrag. So zahlen junge Fahranfänger in der Regel höhere Beiträge als erfahrene Biker mit jahrelanger Fahrpraxis.
Von der Schadenfreiheitsklasse lässt sich auf das Fahrverhalten des Versicherungsnehmers und sein individuelles Unfallrisiko schließen. Folglich ist sie ein wichtiger Parameter bei der Berechnung der Prämie. Je mehr unfall- und schadenfreie Jahre Sie vorweisen, desto höher ist Ihre SF-Klasse. Für umsichtiges Fahren gewährt Ihnen der Versicherer einen Rabatt auf den Versicherungsbeitrag.
Tipp: Einige Versicherungsgesellschaften gewähren Rabatte für Sicherheitssysteme wie zum Beispiel ein Antiblockiersystem (ABS). Dadurch verringert sich Ihr Unfallrisiko und damit auch das Risiko des Versicherers, für Schäden aufzukommen.
Bei Krafträdern ist die Motorleistung eines der wichtigsten Kriterien bei der Ermittlung der Prämie. Je mehr Kilowatt (kW) bzw. Pferdestärken (PS) Ihr Bike vorweist, desto höher sind die Kosten Ihrer Motorradversicherung. Abhängig von der Leistung stufen Versicherer Ihr Zweirad in eine sogenannte Motorleistungsklasse ein.
In niedrige Versicherungsklassen fallen Motorräder geringer Leistung – zum Beispiel Klasse 2 oder 3. PS-stärkere Bikes ordnen Versicherer in höhere Leistungsklassen ein und setzen entsprechend teurere Prämien an. Es macht also durchaus einen Unterschied, ob Sie einen behäbigen Chopper mit schwachem Motor, eine geländetaugliche Enduro oder eine sportliche Rennmaschine versichern.
Tipp: Vor Kauf eines Motorrads lohnt es sich, die Grenzwerte der Motorleistungsklassen im Blick zu behalten. Wählen Sie ein Kraftrad mit etwas schwächerem Motor, stuft Ihr Versicherungsanbieter Sie unter Umständen in eine niedrigere Klasse ein – und Sie zahlen einen günstigeren Versicherungsbeitrag.
Um Ihre Maschine im Straßenverkehr bewegen zu dürfen, ist eine Kfz-Haftpflichtversicherung erforderlich. Wie bei Pkw ist sie eine gesetzlich vorgeschriebene Pflichtversicherung für Motorräder. Sie springt bei Schäden ein, die Sie mit Ihrem Zweirad an Eigentum oder Gesundheit dritter Personen verursachen. Dazu gehören sowohl andere Verkehrsteilnehmer als auch Ihr Beifahrer, der durch Ihr Verschulden zu Schaden kommt.
Als Basisschutz kommt eine Kfz-Haftpflichtversicherung nicht für Schäden an Ihrer eigenen Maschine auf. Dafür ist eine zusätzliche Kaskoversicherung erforderlich. Die Teilkaskoversicherung leistet unter anderem, wenn Ihr Bike durch Explosion, Brand, Überschwemmung, Sturm oder Kollisionen mit Tieren zu Schaden kommt. Diebstahl und Glasbruch sind ebenfalls über die Teilkasko versichert. Die Motorrad-Vollkasko leistet darüber hinaus bei selbst verschuldeten Unfällen und Schäden, die durch Vandalismus entstehen.
Sowohl Motorrad-Haftpflicht als auch Teil- und Vollkaskoversicherung lassen sich bei vielen Anbietern optional durch flexible Bausteine ergänzen. An Ihre individuellen Bedürfnisse anpassen können Sie Ihren Versicherungsschutz beispielsweise mit dem Auslandsschadenschutz, der Sie bei Verkehrsunfällen außerhalb Deutschlands absichert. Ebenfalls sinnvoll für Biker: ein Rabattschutz als Tarifgarant oder ein zusätzlicher Verkehrsrechtsschutz, der bei gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Unfallgegnern greift.