Der Erwerb einer Umweltplakette ist in Deutschland nicht zwingend vorgeschrieben. Sie benötigen sie jedoch, wenn Sie ungehindert durch jede deutsche Stadt fahren möchten.
Die Plakette soll in Verbindung mit Fahrverboten für Pkw die Luftqualität in Ballungsgebieten verbessern. Die sogenannte Feinstaubplakette hält festgelegte Zonen frei von Fahrzeugen, die besonders viele Schadstoffe ausstoßen.
In dicht besiedelten Innenstädten herrscht teilweise hohe Feinstaubbelastung. Um den Anteil schädlicher Partikel in der Luft zu senken, hat der Gesetzgeber in stark betroffenen Städten Verkehrsbeschränkungen erlassen. Deren Zweck ist, neben Abgasbelästigungen auch Lärmbelästigungen zu reduzieren. Schließlich schädigen Lärm und schlechte Luft die Gesundheit der Menschen.
Die Entscheidung über die Einführung von Umweltzonen fällt auf kommunaler Ebene: Aktuell gibt es in 58 besonders belasteten deutschen Städten ausgewiesene Umweltzonen. Diese dürfen nur von Fahrzeugen befahren werden, die bestimmte Abgasstandards erfüllen.
Beachten Sie vor Einfahrt in eine beschilderte Umweltzone, dass Ihr Kfz die geforderte Plakette aufweist. Für Dieselfahrzeuge der Abgasstufe 3 (gelbe Plakette) ist beispielsweise nur die Umweltzone in Neu-Ulm befahrbar. Umweltzonen der übrigen 57 Städte sind für diese Kfz tabu. Für sie ist an der Windschutzscheibe eine grüne Umweltplakette Pflicht.
Die erste Umweltzone in Deutschland wurde im Januar 2008 in Dortmund eingeführt. In einem sogenannten Luftreinhalteplan definieren beispielsweise Städte, welche Maßnahmen sie zum Senken der Luftschadstoffe ergreifen. Diese Pläne passen sie kontinuierlich aktuellen Entwicklungen an. Europaweit gelten Grenzwerte für den Luftschadstoff Feinstaub seit 2005. Seit 2010 müssen auch Grenzwerte für Stickstoffdioxid eingehalten werden. Geräuschgrenzwerte traten bereits Anfang der 1970er Jahre in Kraft.
Im Zuge der Klimadebatte stellen sich viele Autofahrer die Frage: Muss jedes Fahrzeug eine gültige Plakette an der Windschutzscheibe haben, auch wenn man damit keine Umweltzone befährt? Die Antwort lautet: nein. Nur wenn Sie mit Ihrem Pkw in einer entsprechend gekennzeichneten Innenstadtzone unterwegs sind, muss eine Feinstaubplakette an der Frontscheibe angebracht sein. Auf der Website des Umweltbundesamts sind alle deutschen Städte mit Umweltzonen gelistet.
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Bundesland
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Stadt
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Umweltplakette
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Baden Württemberg | Balingen, Freiburg, Heidelberg, Heidenheim, Heilbronn, Herrenberg, Ilsfeld, Karlsruhe, Leonberg/Hemmingen und Umgebung, Ludwigsburg und Umgebung, Mühlacker, Mannheim, Pfinztal, Pforzheim, Reutlingen, Schramberg, Schwäbisch Gmünd, Stuttgart, Tübingen, Ulm, Urbach, Wendlingen | grün |
Bayern | Augsburg, München, Regensburg | grün |
Neu-Ulm | gelb | |
Berlin | Berlin | grün |
Bremen | Bremen | grün |
Hessen | Darmstadt, Frankfurt a.M., Limburg, Marburg, Offenbach, Wiesbaden | grün |
Niedersachsen | Hannover, Osnabrück | grün |
Nordrhein-Westfalen | Aachen, Bonn, Dinslaken, Düsseldorf, Eschweiler, Hagen, Köln, Krefeld, Langenfeld, Mönchengladbach, Münster, Neuss, Overath, Remscheid, Ruhrgebiet (Bochum, Bottrop, Castrop-Rauxel u.m.), Siegen, Wuppertal | grün |
Rheinland-Pfalz | Mainz | grün |
Sachsen | Leipzig | grün |
Sachsen-Anhalt | Halle (Saale), Magdeburg | grün |
Thüringen | Erfurt | grün |
Welche Umweltplakette ein Pkw erhält, wird anhand der Grenzwerte für den Ausstoß von Kohlenstoffmonoxid (CO), Stickstoffoxiden (NOx), Kohlenwasserstoffen (HC) und Partikeln (PM) ermittelt.
Die Einstufung erfolgt mithilfe der Emissionsschlüsselnummer in den Fahrzeugpapieren, die Fahrzeuge verschiedenen Schadstoffklassen zuordnet. Diese ergeben sich letztlich aus Beschaffenheit des Motors (Ottomotor, Elektro- Hybrid- oder Dieselmotor) und Fahrzeugtyp: Modell und Alter vom Wagen entscheiden, ob der Schadstoffausstoß höher oder niedriger ist.
Sie finden die Emissionsschlüsselnummer im Feld 14.1. in der Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein). Das gilt für alle Dokumente, die nach dem 1. Oktober 2005 ausgestellt wurden. Die letzten beiden Zahlen bilden den Emissionsschlüssel. Eine Ausnahme stellen Euro-5- und Euro-6-Fahrzeuge dar. Bei ihnen bildet eine Kombination aus Zahlen und Buchstaben die Emissionsschlüsselnummer.
Bei Papieren, die die Behörden vor dem 1. Oktober 2005 ausstellten, steht die Zahlenkombination im Feld "Schlüsselnummer zu 1". Hier zählen die beiden letzten Ziffern.
Je nachdem, welche Schadstoffklasse ein Kfz hat, erfolgt die Einteilung in eine entsprechende Schadstoffgruppe. Diese legt fest, welche Umweltplakette das Fahrzeug bekommt. Umweltzonen deutscher Städte dürfen – mit Ausnahme von Neu-Ulm – nur noch Autos befahren, die eine grüne Umweltplakette mit der Nummer 4 an der Windschutzscheibe haben. Diese Regelung ist zeitlich unbeschränkt und gilt ganzjährig.
Insgesamt gibt es vier Schadstoffgruppen. In Schadstoffgruppe 1 landen alle Kfz mit sehr hohem Schadstoffausstoß. Sie erhalten keine Umweltplakette. Es folgen Schadstoffgruppe 2 und Schadstoffgruppe 3. Fahrzeuge dieser Gruppen bekommen die rote oder gelbe Umweltplakette. Für Kraftfahrzeuge der Schadstoffgruppe 4 gibt es die grüne Plakette. Die Aufkleber der vier Schadstoffgruppen unterscheiden sich durch Farbe und Ziffer.
Eines haben alle Umweltplaketten gemeinsam: Ein weißes Feld, in dem das amtliche Kennzeichen des Kfz steht. Welche Autos eine Umweltplakette erhalten und welche nicht, ermitteln Sie hier im Überblick (in Einzelfällen können sich Abweichungen ergeben):
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Umweltplakette
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Schadstoffklasse
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grün (Schadstoffgruppe 4) |
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gelb (Schadstoffgruppe 3)
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rot (Schadstoffgruppe 2)
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keine (Schadstoffgruppe 1) |
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Ja, auch Elektrofahrzeuge benötigen eine Umweltplakette. Sie besitzen zwar keinen Verbrennungsmotor und werden deshalb nicht in Schadstoffklassen eingeordnet. Wohl aber in Schadstoffgruppen – nämlich in die bislang beste Schadstoffgruppe 4. Wegen ihrer geringen Schadstoffbelastung für die Umwelt erhalten Stromer die grüne Umweltplakette 4.
Bei Fahrzeugen mit Hybrid- oder Gasantrieb befindet sich ein Verbrennungsmotor an Bord. Solche Kfz müssen deshalb die Euro-Abgasnorm erfüllen, um Umweltzonen zu befahren. Da Emissionswerte von Hybridautos generell sehr niedrig sind, landen sie meist in den Schadstoffklassen Euro 5 oder Euro 6. Für Sie gibt es wie für Elektrofahrzeuge die grüne Umweltplakette.
Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) setzen sich fürs Reduzieren von Feinstaubbelastung in urbanen Gebieten ein. Vorausschauend haben die Organisationen bereits Rahmenbedingungen für eine Umweltplakette in Blau definiert.
Voraussetzungen für die noch nicht eingeführte Euro-6-Plakette erfüllen im Wesentlichen nur Dieselfahrzeuge, die der Abgasnorm Euro 6 entsprechen, sowie Benziner der Euro-Klassen 3 bis 6. Dieselautos der Schadstoffklasse Euro 5 würden weiterhin mit einer grünen Umweltplakette gekennzeichnet.
Wichtig: Da es zur blauen Umweltplakette noch keinerlei gesetzliche Vorgaben oder Einführungstermin gibt, handelt es sich hierbei vorerst nur um Gedankenspiele.
Bestimmten Fahrzeugtypen ist in der Kennzeichnungsverordnung (Anhang 3) gestattet, auch ohne Feinstaubplakette in Fahrverbotszonen deutscher Städte unterwegs zu sein. Dazu zählen zwei- oder dreirädrige Fahrzeuge wie Motorräder, Quads oder Trikes. Ebenfalls freie Fahrt in Umweltzonen haben:
Für Ihr Auto ist keine Umweltplakette für Deutschland erhältlich, Sie wohnen aber in einer Umweltzone? Ihr Wagen muss in diesem Fall nicht zwangsläufig verschrottet werden. Privatpersonen erhalten eine Sondergenehmigung zum Befahren einer Umweltzone, wenn unter anderem folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
Vorsicht: Bedingungen für eine Ausnahmegenehmigung können sich je nach Umweltzone beziehungsweise Stadt unterscheiden.
In Deutschland dürfen nur Bürgerämter, Kfz-Zulassungsbehörden und anerkannte Prüfstellen Umweltplaketten ausgeben, die zur Durchführung von Abgasuntersuchungen (AU) berechtigt sind. Dazu zählen technische Überwachungsvereine wie DEKRA, TÜV, GTÜ, KÜS und mehr als 30.000 berechtigte Kfz-Werkstätten.
Um eine Umweltplakette zu kaufen, müssen Sie einige Daten aus den Fahrzeugpapieren Ihres Pkw angeben. Ein Behördengang mit Personalausweis, Fahrzeugschein und Co. ist dafür nicht erforderlich: Sie können Umweltplaketten online bestellen, zum Beispiel auf Websites von TÜV oder DEKRA. Je nach Art der Feinstaubplakette liegen die Kosten bei den Ausgabestellen bei fünf bis 20 Euro
Ausländischen Fahrzeugbesitzern bieten die technischen Überwachungsvereine die Möglichkeit, Umweltplaketten für Deutschland über ihre jeweiligen Niederlassungen im Ausland zu beziehen oder online zu bestellen.
Befahren einer Umweltzone ohne oder mit falscher Umweltplakette ist kein Kavaliersdelikt und wird mit Bußgeld in Höhe von 100 Euro geahndet. Als Tatbestand gilt Befahren einer Umweltzone trotz Verkehrsverbot zum Reduzieren schädlicher Luftverunreinigungen.
Der Bußgeldkatalog sieht die gleiche Summe vor, wenn Sie ohne Plakette beim Parken in einer Umweltzone erwischt werden. Für beide Verstöße gibt es keinen Punkt in Flensburg. Auch für ausländische Fahrzeuge ist eine gültige Umweltplakette an der Windschutzscheibe Pflicht. Fahr- und Parkverbote in deutschen Umweltzonen gelten unabhängig von der Herkunft für alle Kfz ohne Feinstaubplakette.
Ein Bußgeld droht nicht nur, wenn Autofahrer ohne Feinstaubplakette in entsprechend markierte Innenstadtzonen einfahren. Auch wenn Verkehrsteilnehmer den Aufkleber nicht ordnungsgemäß anbringen, riskieren sie eine Geldstrafe. Umso wichtiger ist, die Umweltplakette korrekt an der Autoscheibe zu befestigen und sie sachgemäß zu entfernen.
Wohin die Umweltplakette im Auto kommt, legt das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BlmSchV) fest: Der Aufkleber ist "deutlich sichtbar auf der Innenseite der Windschutzscheibe anzubringen". Wo genau die Umweltplakette sich befinden muss, ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Sie sollte jedoch das Sichtfeld des Fahrers nicht beeinträchtigen. Vorzugsweise platzieren Sie die Feinstaubplakette rechts unten auf der Beifahrerseite der Windschutzscheibe.
Achten Sie beim Aufkleben darauf, die Klebefläche der Plakette nicht zu berühren und das Label gerade an der Frontscheibe zu fixieren. So bringen Sie die Umweltplakette richtig an der Windschutzscheibe an:
Mehrmalige Verwendung oder wiederholtes Aufkleben der Umweltplakette ist nicht möglich. Beim Ablösen des Aufklebers löst sich die Sicherheitsoberfläche, das Anbringen entspricht nicht mehr den Vorschriften.
Wer ein Neufahrzeug angemeldet oder das Kfz-Kennzeichen seines Pkw wechselt, benötigt eine neue Feinstaubplakette. Der alte Aufkleber lässt sich nicht wiederverwenden – schließlich muss das darauf vermerkte Kennzeichen dem Nummernschild des Fahrzeugs entsprechen. Ist dies nicht der Fall, droht ein Bußgeld.
Um die Umweltplakette zu entfernen, benutzen Sie am besten Ceranfeldschaber, Tuch und Glasreiniger. Gehen Sie so vor:
Können Autolenker mit einer deutschen Umweltplakette entsprechende Zonen im Ausland wie Frankreich befahren? Leider nein. Falls nötig, müssen Autofahrer im jeweiligen Urlaubsland oder vor Reiseantritt eine angemessene Plakette besorgen.
Mittlerweile führen viele beliebte Urlaubsländer der Deutschen ein Umweltzonen- und Plakettensystem ein oder bauen bestehende Zonen schrittweise aus. In Österreich zum Beispiel gilt die Umweltplakettenpflicht bislang nur für Nutzfahrzeuge, in Kroatien ist bis dato noch keine "Eko-Vinjeta" verfügbar.
Erkundigen Sie sich am besten vorab über die aktuelle Regelung in Ihrem Reiseland. Weiterführende Informationen zu sämtlichen Umweltzonen im Ausland bietet das Online-Portal green-zones.eu.
Erfüllt Ihr Fahrzeug nicht die Voraussetzung für eine gelbe Umweltplakette, können Sie die Nichtnachrüstbarkeit von einer technischen Überwachungsorganisation wie TÜV, DEKRA oder GTÜ bescheinigen lassen. Diesen Nachweis müssen Sie bei allen Fahrten in der Umweltzone mitführen und beim Parken gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe des Autos legen.
Da die Regelung für Ausnahmegenehmigungen länderspezifisch erfolgt, sollten Sie sie vorab bei der zuständigen Behörde in Erfahrung bringen.