Die Deutschen benutzen pro Jahr rund 168 Millionen Zahnbürsten und 413 Millionen Tuben Zahnpasta. Obwohl es viele ökologische Alternativen gibt, bestehen die meisten Zahnpflegeprodukte und ihre Umverpackungen nach wie vor aus Plastik. Da sie nur selten recycelbar sind, entsteht eine große Menge vermeidbarer Müll.
Über die dünne Mundschleimhaut gelangen giftige Substanzen schnell in die Blutbahn und damit in den Körper. Zahnprodukte mit gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffen sind daher besonders bedenklich.
Trotzdem finden Labore in Zahnpasta und Co. regelmäßig schädliche Wirkstoffe. Laut BUND Naturschutz (BN) enthalten zahlreiche Plastikzahnbürsten polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die krebserregend sein können.
Testergebnissen zufolge sind in Elektrozahnbürsten noch mehr Schadstoffe zu finden. Der Grund: Die elektronischen Bestandteile enthalten unter anderem Metalle und Quarze, die den Körper negativ beeinflussen können. Batterien und Kabel enthalten zudem häufig hormonelle Weichmacher. Die Substanzen können sich schädigend auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirken.
Ob Markenprodukt oder Discounter-Eigenmarke, auch bei Zahnpasta sind die Inhaltsstoffe umstritten. In einem Test des Verbrauchermagazins Ökotest (Oktober 2019) fiel jede zweite der rund 400 getesteten Zahncremes als "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Der Grund: Die Produkte enthielten Natriumlaurylsulfate und Polyethylenglykole (PEG).
Diese Stoffe reizen die Mundschleimhäute und machen das Gewebe empfindlicher für Fremdstoffe. Auch der umstrittene antibakterielle Wirkstoff Triclosan ist in zahlreichen Zahncremes enthalten. Er steht im Verdacht, das Immunsystem zu schwächen und für Antibiotikaresistenzen verantwortlich zu sein.
Neben Schadstoffen, die der Gesundheit schaden, stecken in Zahnprodukten auch umweltbelastende Substanzen. Plastik war zwar lange Zeit das Nonplusultra in der Zahnpflege. Doch der synthetisch hergestellte Stoff wird immer mehr zur Belastung für die Natur – insbesondere, weil Plastikverpackungen und Zahnbürsten nach der Benutzung im Mülleimer landen. Nicht alle sind recycelbar und zerfallen zu immer kleineren Kunststoffteilen, die schließlich ins Meer gelangen können.
Bereits bei der Verwendung von Kunststoffzahnbürsten können sich winzige Partikel lösen, die Sie entweder verschlucken oder nach dem Putzen ins Waschbecken spucken. Auf diese Weise gelangt Mikroplastik in den Abwasserkreislauf.
In Zahnpasta helfen feine Nanopartikel aus Plastik, Beläge besser von den Zähnen zu entfernen. Da die Kunststoffteilchen nicht biologisch abbaubar sind, gelangen sie über den Wasserkreislauf zurück in die Natur. Nehmen Tiere oder Pflanzen die Partikel auf, landen sie über kurz oder lang in der menschlichen Nahrungskette. Welche langfristigen Folgen Mikroplastik für die Gesundheit des Menschen hat, ist bislang nicht abschließend erforscht.
Egal ob Sie auf Zahnpflege ohne Plastik setzen oder konventionelle Produkte verwenden: Prophylaxe ist das A und O. Wer seine Zähne regelmäßig vom Zahnarzt checken lässt, leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Zahngesundheit. Wenn Sie mindestens einmal pro Jahr zur Vorsorgeuntersuchung gehen, kann Ihr Zahnarzt einschreiten, bevor akuter Behandlungsbedarf besteht. Denn jeder Eingriff – egal ob Füllungen, Kronen oder Zahnersatz – hat Auswirkungen auf Ihre Gesundheit.
Ist eine zahnärztliche Behandlung notwendig, sollten Sie nicht anfangen zu sparen. Wählen Sie bei Inlays, Zahnkronen und Co. lieber die teurere und hochwertigere Variante. Je qualitativer das eingesetzte Material, desto langlebiger ist es. Damit sparen Sie auf lange Sicht Zeit und Behandlungskosten. Und gleichzeitig wertvolle Umweltressourcen.
Wer seine Zähne nachhaltig putzen und pflegen möchte, greift statt zur Plastikzahnbürste zu einem Modell aus nachwachsenden und kompostierbaren Rohstoffen. Am bekanntesten sind Bambuszahnbürsten. Es gibt aber auch Zahnbürsten ohne Plastik auf Zuckerrohrbasis oder aus Holz.
Während der Zahnbürstenhals sich leichter durch eine umweltfreundliche Alternative ersetzen lässt, ist es bei den Borsten komplizierter, auf Kunststoff zu verzichten. Doch auch hier gibt es Lösungen: Nylonborsten aus pflanzlichem Rizinusöl oder Viskoseborsten aus Bambus. Ebenso wie Kunststoffborsten gibt es auch die natürlichen Varianten in verschiedenen Härtegraten, sodass Sie beim nachhaltigen Zähneputzen keinen Unterschied bemerken.
Neben Nylon- und Viskoseborsten sind auch Naturborsten zu finden. Zahnärzte raten jedoch von ihnen ab, da sie wesentlich härter und spitzer sind und das Zahnfleisch verletzen können. Zudem sind Tierhaarborsten komplizierter zu reinigen. Dadurch haben Pilze, Viren oder Bakterien leichtes Spiel.
Neben herkömmlichen Zahncremes sind Produkte erhältlich, die keine Kunststoffe enthalten und weniger oder gar keinen Plastikmüll erzeugen:
Natürliche, nachhaltige Zahncremes sind in der Regel frei von Konservierungsstoffen, künstlichen Süßungsmitteln, Aromen, Bleichmitteln, Tensiden, Aluminium und Nanopartikeln. Allerdings enthalten sie häufig kein Fluorid. Regelmäßiges Zähneputzen ist daher umso wichtiger, um Karies und Co. vorzubeugen.
Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) empfiehlt die Benutzung von Zahnpasta mit Fluorid. Die Substanz härtet den Zahnschmelz, schützt die Zähne vor Säuren und gilt als wirksamstes Mittel zur Kariesprophylaxe.
Trotzdem sind Zahncremes mit Fluorid umstritten. In großen Mengen haben Fluoride eine toxische Wirkung. In haushaltsüblichen Mengen sind sie jedoch ungefährlich. Damit es tatsächlich zu einer Vergiftung kommt, müsste ein Erwachsener an einem Tag mehr als zwei Tuben fluoridhaltiger Zahnpasta verzehren.
Tipp: Die Frage, ob eine Zahncreme mit oder ohne Fluorid besser für Ihre persönliche Zahngesundheit ist, beantwortet Ihnen Ihr Zahnarzt. Auch beim Thema nachhaltige Zahnpflege steht er Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Umweltfreundliche Zahnpflege umfasst inzwischen auch Zahnseide ohne Plastik, natronhaltige Mundspülungen und Interdentalbürsten aus Bambus.
Da Zahnseide reißfest und gleichzeitig sanft zu Zähnen und Zahnfleisch sein sollte, besteht sie üblicherweise aus Nylon. Plastikfreie Alternativen bestehen zum Beispiel aus Maisseide mit Bienenwachsüberzug und sind in Papiertütchen oder nachfüllbaren Glasbehältern erhältlich. Für das Frischegefühl sorgt Edelminze.
Da die meisten nachhaltigen Zahnseiden Bienenwachs enthalten, sind sie nicht vegan. Einzelne Hersteller bieten aber auch Produkte an, die mit dem Wachs der Candelilla-Pflanze behandelt sind. Wichtig: Obwohl vegane Zahnseide kompostierbar ist, sollten Sie sie nicht in der Toilette entsorgen. Sie riskieren eine Verstopfung der Abwasserrohre.
Die kleinen Bürsten säubern die Zahnzwischenräume und bestehen meist vollständig aus Kunststoff. Mittlerweile können Sie auf Modelle mit Holz- oder Bambusgriff zurückgreifen, die teilweise sogar austauschbar sind. Allerdings gibt es für die feinen Borsten bislang keine komplett nachhaltige und biologisch abbaubare Alternative.
Auch die Zunge ist Teil einer umfassenden Mundhygiene. Immer mehr Menschen greifen daher zu Zungenreinigern. Zungenschaber aus Edelstahl sind hygienischer, langlebiger, frei von Weichmachern und leichter zu reinigen als Modelle aus Kunststoff.
Tipp: Wer keinen Zungenschaber kaufen möchte, verwendet stattdessen auch einen großen Esslöffel – funktioniert genauso, spart aber Geld und Ressourcen.
Ob Mundspülungen für eine gründliche Mundhygiene notwendig sind, ist umstritten. Meist erfrischen sie nur den Atem. Konzentrierte Mundwasser hingegen töten je nach Formulierung auch Bakterien und Keime ab. Allerdings enthalten sie oft den umstritten Wirkstoff Triclosan, hormonelle Substanzen und Konservierungsstoffe.
Wer nicht auf Mundspülung und Mundwasser verzichten möchte, sollte sich nach einer unschädlichen Alternative umschauen. Praktisch und verpackungssparend zugleich sind beispielsweise Mundwasser Tabs, die sich in Wasser im Nu auflösen. Für einen frischen Atem sorgen selbstgemachte Spülungen aus Natron oder Kräutertees.