Bei der klinischen Funktionsanalyse handelt es sich um verschiedene manuelle Untersuchungen. Der Zahnarzt nimmt Mundöffnung, Kau-, Gesichts- und Kopfmuskulatur sowie die Kiefergelenke genau in Augenschein und tastet sie ab. Dabei achtet er auf Kiefergelenkgeräusche sowie Einschränkungen beim Mundöffnen (Kiefersperre) und Kauen. Die Körper- und Kopfhaltung des Patienten spielt bei der manuellen Funktionsanalyse ebenfalls eine große Rolle. Denn Abweichungen von der Norm können Hinweise auf eine craniomandibuläre Dysfunktion sein.
Ist der Befund positiv, leitet der Zahnarzt weitere Untersuchungen ein, mit denen er seine Diagnose weiter präzisiert.
Die instrumentelle Funktionsanalyse – auch Okklusionsanalyse genannt – ergänzt die klinische Funktionsanalyse. Sie erlaubt einen Einblick in den "Mikrokosmos" des Kau- und Kiefersystems. Mit speziellen Instrumenten und Messverfahren untersucht der Zahnarzt die Schädel-Kiefer-Achse, die Kiefergelenkbewegungen sowie die Kontaktpunkte der Zähne.
Für die Vermessung nimmt der Zahnarzt zunächst Abdrücke von Ober- und Unterkiefer. Mit ihrer Hilfe werden später Kiefermodelle erstellt, die für die Funktionsanalyse notwendig sind. Um die exakten Positionen des Kiefergelenks und die Bewegungsbahnen des Kiefers (Axiographie) zu messen, kommt ein sogenannter Gesichtsbogen zum Einsatz. Der Patient beißt auf eine Bissgabel, die am Gesichtsbogen befestigt ist.
Mithilfe der gewonnenen Messdaten kann ein exaktes Modell angefertigt werden. Dieses setzt der Zahnarzt dann in einen Kausimulator ("Artikulator") ein, der die natürlichen Kaubewegungen imitiert. Sind Störungen erkennbar, erstellt der Zahnarzt einen individuellen Behandlungsplan und leitet gegebenenfalls weitere Maßnahmen ein.
Sie ist der wichtigste und häufigste Behandlungsansatz bei CMD. Im Rahmen der Therapie erhält der Patient eine individuelle Aufbissschiene (z. B. als Äquilibrierungsschiene, Michiganschiene oder Stabilisierungsschiene), die er entweder nachts und/oder tagsüber trägt.
Die Bissschiene beeinflusst die Bewegung und das Kauverhalten des Kiefers und lässt diesen über Wochen und Monate hinweg neue Bewegungsabläufe erlernen. Auf diese Weise trägt sie dazu bei, die Kieferfehlstellung zu richten und Begleiterscheinungen wie Zahnabrieb, Zähneknirschen, Muskelverspannungen und Schmerzen entgegenzuwirken.
Um nicht konstant auf eine Aufbissschiene angewiesen zu sein, lassen viele Patienten ihre Bisslage dauerhaft korrigieren. Minimale Abweichungen kann der Zahnarzt ausbessern, indem er kleine Korrekturen an Zahnsubstanz oder bereits vorhandenem Zahnersatz vornimmt. Bestehender Zahnersatz kann beispielsweise durch langjährige Abnutzung oder Fehlbelastung der Zähne eine Ursache für die Beschwerden sein.
Sind umfangreiche Korrekturen erforderlich, kommen Keramikonlays oder Kronen zum Einsatz. Mit ihnen werden Zahn und Zahnreihe neu "gestaltet" und eine richtige Bisslage geschaffen. Im Anschluss ist das Tragen der Aufbissschiene nicht mehr notwendig. Neuer Zahnersatz mit Zahnimplantaten ist ebenfalls möglich. Hierfür verwendet der Arzt die Ergebnisse aus der Funktionsanalyse und passt den Zahnersatz so an, dass der Biss passt.
Ob aus Kostengründen oder persönlichen Vorlieben, nicht immer muss es zu Funktionsanalyse und Schienentherapie kommen. Alternative Heilmethoden wie Akupunktur können zumindest kurzfristig Linderung schaffen. Beachten Sie jedoch, dass Krankenkassen diese Behandlungskosten maximal aus Kulanz übernehmen. Ansonsten sind sie selbst zu zahlen.
Eine sinnvolle Ergänzung zu einer Funktionstherapie ist eine begleitende Physiotherapie. Tatsächlich können Verspannungen der Kiefer- und Nackenmuskeln ein fehlerhaftes Kauverhalten inklusive Folgeschäden auslösen. Ein erfahrener Physiotherapeut kann hier sehr viel ausrichten. Das Rezept zur Physiotherapie stellt Ihnen der Zahnarzt aus.
Auch die symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln kann die Funktionstherapie wirksam unterstützen. Spezielle Arzneimittel helfen wirksam gegen Muskelschmerzen und zur Muskelentspannung. Sie sollten jedoch nur begleitend zum Einsatz kommen. Physikalische Maßnahmen wie Wärme, Kälteanwendungen und Rotlicht wirken ebenfalls schmerzlindernd bei Verspannungen und Schmerzen des Kauorgans oder im Nacken- und Kopfbereich.