Chip / OCD beim Pferd: Auf den Punkt gebracht
- Unter dem lateinischen Begriff Osteochondrose (OC) beziehungsweise Osteochondrosis dissecans (OCD) versteht man eine Gelenkerkrankung des heranwachsenden Pferdes im Zuge der Skelettentwicklung.
- Zum Krankheitsbild der OCD gehören die sogenannten Chips. Das sind abgesplitterte Knorpelteilchen, die sich frei im Gelenk bewegen und beim Pferd zu Schmerzen, Schwellungen, Knorpelschäden und sogar Lahmheit führen können.
- Gelenk-Chips lassen sich nur durch eine Arthroskopie unter Vollnarkose operativ entfernen.
- Obwohl die Krankheit vererbt wird, lässt sich das OCD-Risiko durch eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung verringern.
So können Sie OCD beim Pferd behandeln
Wird eine operative Entfernung des Chips in Erwägung gezogen, spielen nicht nur dessen Lage und Größe eine Rolle, sondern auch der Schweregrad einer womöglich schon bestehenden Gelenkreizung. Das sollte im Vorfeld der OP durch eine tierärztliche Untersuchung bereits abgeklärt sein.
Gelenkchips beim Pferd können nur mittels einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) unter Vollnarkose entfernt werden. Diese minimalinvasive Operation von Gelenken gehört mittlerweile in vielen Pferdekliniken zum Standardrepertoire. Bei dem Eingriff führt der Chirurg über zwei etwa einen Zentimeter große Öffnungen ein Arthroskop mit Kamera und OP-Instrumente ins Gelenk ein und entfernt die störenden Chips. Anschließend werden die Knochen- oder Knorpeloberflächen geglättet, das Gelenk gespült und die kleinen Einschnitte vernäht.

Die Nachbehandlung einer Chip-OP beim Pferd dauert acht Wochen
Postoperativ wird das Pferd insgesamt fünf Tage mit Antibiotika versorgt, um einer Infektion vorzubeugen. Die Wunde muss rund zehn Tage unter Verband bleiben. Je nach Schweregrad der Gelenkserkrankung sollte das Pferd zwei bis drei Wochen lang in seiner Box ruhen – auch, um die Vollnarkose zu verarbeiten.
Im Anschluss an die Boxenruhe erfolgt drei bis vier Wochen lang ein kontrolliertes Schrittprogramm, bei dem das Pferd täglich 20 bis 30 Minuten im Schritt geführt wird. Erst danach darf das Aufbautraining wieder aufgenommen werden. Nach insgesamt acht Wochen Ruhe- und Genesungszeit ist das Pferd wieder voll einsetzbar.
In der Nachsorgezeit sollte die Fütterung der Leistung entsprechend reduziert werden: immer ausreichend Raufutter, während der Steh- und Schrittphase kein oder nur ganz wenig Kraftfutter sowie jeden zweiten Tag Mash zur Kolikprophylaxe. Um den Heilungsprozess zu unterstützen, kann knorpelaufbauendes Zusatzfutter wie Grünlippmuschelextrakt zugefüttert werden.
Physiotherapie kann bei der Genesung des Pferdes helfen
Wie sinnvoll ist die frühzeitige Operation von Gelenk-Chips bei jungen Pferden?
Ob es empfehlenswert ist, ein Pferd frühzeitig zu operieren und die OCD-Chips zu entfernen, ist umstritten. Auf der einen Seite gibt es Tierärzte und Pferdebesitzer, die eine frühzeitige Operation von Gelenkchips als notwendig ansehen, um dauerhafte Knorpelschäden zu vermeiden. Auf der anderen Seite sollten unnötige Strapazen durch eine Vollnarkose und den Aufenthalt in einer Pferdeklinik vermieden werden, solange die Chips das Pferd gesundheitlich nicht beeinträchtigen und der teure Eingriff aus medizinischer Sicht nicht notwendig ist.
Bei jungen Pferden führen Chips an den Gelenksflächen nicht zwangsläufig zu Schmerzen und dauerhafter Lahmheit. Gerade in den ersten zwölf Lebensmonaten ist das Knorpelwachstum so aktiv, dass ein Gelenkchip spontan entstehen und auch wieder von selbst verschwinden kann, ohne weitere Beschwerden zu verursachen. Die Gelenksplitter werden entweder vom Körper des Tieres resorbiert oder aus dem Zentrum des Gelenks in die Randbereiche befördert. Gerade bei jungen Pferden ist eine Spontanheilung also durchaus möglich und macht eine OCD-Operation überflüssig.
So können Sie OCD beim Pferd vorbeugen
Solange die Wachstumsscheiben der Knochen noch nicht geschlossen sind, können sich Risse und Splitter an den Gelenken eines Fohlens noch regenerieren. Sobald sie verschlossen sind, ist der Schaden irreversibel. Je nach Pferderasse ist der Wachstumsprozess ungefähr im Alter von zwei Jahren beendet. Es gilt also rechtzeitig zu handeln, um einer Osteochondrose dissecans beim Pferd vorzubeugen.
Neben genetischen Veranlagungen wird die optimale Entwicklung der Knochen und Knorpel vor allem von der Ernährung und der Bewegung beeinflusst.

Das sollten Sie bei der Fütterung Ihres Jungpferdes beachten
Für eine gute Knochenentwicklung ist die Grundversorgung des Jungtieres ausschlaggebend. Bei einem mit Energie überversorgten Fohlen entwickeln Knochen und Gelenke sich zu schnell, was das OC-Risiko erhöht. Als Prophylaxe gegen Gelenkchips sollte die Fütterung daher an die Wachstumsrate des Fohlens angepasst werden.
Neben einer adäquaten Versorgung mit Energie spielt auch das richtige Maß an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen eine Rolle. Die wichtigsten Nährstoffe für junge Pferde sind:
- Mineralien: Kalzium, Phosphor, Magnesium
- Spurenelemente: Kupfer, Zink, Mangan
- Vitamine: Vitamin D, K
Vor allem Kupfer spielt eine wichtige Rolle in der Ernährung von Stute und Fohlen, da es ein essenzieller Nährstoff für den Aufbau von Knochen und Knorpel ist. Wird das Fohlen bereits mit einem Kupfervorrat geboren, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es die Krankheit entwickelt, geringer. Daher ist es ratsam, die Stute in den letzten drei bis fünf Monaten ihrer Trächtigkeit mit kupferreichem Futter zu versorgen.
Neben einer ausreichenden Kupferzufuhr ist auch die richtige Menge und das richtige Verhältnis von Kalzium, Phosphor und Magnesium wichtig. Diese Nährstoffe unterstützen den Knochenaufbau. Neugeborene Fohlen werden in den ersten zwei Wochen über die Muttermilch mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Doch bereits ab dem 14. Lebenstag kann die Muttermilch alleine den enormen Bedarf nicht mehr ausreichend decken.
Zusatzfutter versorgt Fohlen mit wichtigen Nährstoffen
Damit die Knochen sich optimal entwickeln können und, um der Entstehung von Gelenkchips bestmöglich vorzubeugen, können Sie dem Fohlen spezielle Ergänzungsfuttermittel zufüttern. Diese Futterzusätze sind in Form kleiner Pellets oder als Paste erhältlich. Letztere ist besonders für sehr junge Fohlen geeignet, die (noch) keine Pellets fressen wollen.
Auch Luzerne, eine kleeartige Futterpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchte, die reich an Eiweiß, Magnesium und Kalzium ist, eignet sich für Fohlen und Jungpferde als Zusatz zum Raufutter. Luzerne hilft einerseits beim Muskelaufbau und gleicht andererseits einen hohen Phosphoranteil im Pferdekörper aus, der beispielsweise durch das Verfüttern von reichlich Getreide, zum Beispiel Hafer, Mais oder Gerste, entstehen kann.
Osteochondrose mit Bewegung vorbeugen



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