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Kurz erklärt in 30 Sekunden
  • Unter dem lateinischen Begriff Osteochondrose (OC) beziehungsweise Osteochondrosis dissecans (OCD) versteht man eine Gelenkerkrankung des heranwachsenden Pferdes im Zuge der Skelettentwicklung.
  • Zum Krankheitsbild der OCD gehören die sogenannten Chips. Das sind abgesplitterte Knorpelteilchen, die sich frei im Gelenk bewegen und beim Pferd zu Schmerzen, Schwellungen, Knorpelschäden und sogar Lahmheit führen können.
  • Gelenk-Chips lassen sich nur durch eine Arthroskopie unter Vollnarkose operativ entfernen.
  • Obwohl die Krankheit vererbt wird, lässt sich das OCD-Risiko durch eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung verringern.
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Krankheitsbild & Ursachen
Die Osteochondrose (OC) ist eine genetisch bedingte und vererbbare Skeletterkrankung bei heranwachsenden Pferden. Sie entsteht, wenn die Verknöcherung des wachsenden Knorpels gestört ist. 
Frau legt Pferd am Bein einen blauen Tapeverband an
 

Liegt eine solche Störung vor, können sich winzige Knorpelschuppen durch Mikrofrakturen vom Knorpel ablösen. Im Laufe der Zeit verkalken diese und entwickeln sich zu kleinen Knorpel-Knochen-Stücken oder -Splittern – den sogenannten Chips oder Gelenk-Chips. Diese Gelenksplitter verharren entweder unbeweglich an einer Stelle oder beginnen durch das Gelenk zu „wandern“. Sie schwimmen dann sozusagen frei in der Gelenkhöhle und werden in diesem Fall auch als Gelenkmaus bezeichnet.

Losgelöste Chips, die sich frei im Gelenk bewegen, können je nach Größe und Lage die normale Beweglichkeit des Gelenks beeinträchtigen, starke Schmerzen auslösen und sogar zu einer Gelenksperre führen. In diesem Stadium spricht man dann von Osteochondrosis dissecans (OCD).

Neben der genetischen Veranlagung zu OCD haben die Ernährung, die Haltung und die Bewegung Einfluss auf das Knorpelwachstum und somit auf die Entstehung von OC bei Pferden.

Osteochondrose ist eine Jugend- beziehungsweise Wachstumserkrankung, die beim neugeborenen Fohlen und manchmal auch schon vor der Geburt beginnt. Das Knorpelwachstum ist bei Pferden in den ersten Lebensmonaten am stärksten und nimmt bis zum Alter von einem Jahr kontinuierlich ab. Wenn das Fohlen zur Welt kommt, ist ein Teil des Skelettes noch beweglich, um ihm das Wachsen zu ermöglichen. Das Wachstum endet erst, wenn die Wachstumsplatten komplett verknöchert sind – je nach Rasse im Alter von zwölf bis 15 Monaten. Die Erkrankung an OC tritt in den meisten Fällen im ersten Lebensjahr des Pferdes auf – am häufigsten im Alter von fünf Monaten.
Beim Pferd bilden sich Chips meist in den Beingelenken, am häufigsten im Sprunggelenk, dem sogenannten Tarsalgelenk, sowie im Fesselgelenk. Darüber hinaus können Chips im Huf-, Knie- und Karpalgelenk auftreten. Im Schulter- und Halswirbelgelenk sind sie eher selten.
Bei ungefähr 30 Prozent eines Fohlenjahrganges treten Gelenkchips auf. Besonders häufig betroffen sind Warmblüter wie Friesen, Vollblüter wie Berber und Araber, Traber und Galopper. Kleinpferde wie Isländer und Ponys bleiben von OC meist verschont.
Illustration Gut zu Wissen
Gut zu wissen
Illustration Gut zu Wissen

Mögliche Folgen von frei schwimmenden Chips im Gelenk sind Schmerzen beim Laufen und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Die Leistungsbereitschaft des Pferdes muss zwar nicht immer beeinträchtigt sein, doch allein das Vorhandensein von Gelenkchips reicht aus, den Wert des Pferdes und sein Zuchtpotenzial zu mindern.

Beim Verkauf eines Pferdes gibt nahezu jeder Käufer eine röntgenologische Ankaufsuntersuchung (AKU) in Auftrag – unter anderem, um auszuschließen, ein Pferd mit Chip zu erwerben. Ein solches Tier wird bestenfalls in Röntgenklasse II bis III eingestuft, je nach betroffenem Gelenk sowie Form und Größe des Chips kann es auch in Röntgenklasse III bis IV landen. Für viele Kaufinteressenten ist dieser Befund bereits ein Ausschlusskriterium. Demnach kann Osteochondrose die gewinnbringende Vermarktung eines Pferdes stark beeinflussen.

Da Osteochondrosis dissecans beim Pferd durch Vererbung weitergegeben wird, sollten Züchter Stuten mit OCD nur von sehr gut ausgesuchten Hengsten decken lassen und bei der Aufzucht besonders auf die Ernährung der Jungtiere achten.

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Typische Anzeichen
Allianz - Chip / OCD beim Pferd: Mann begutachtet das Gelenk eines Schimmels

Eine Osteochondrose-Erkrankung kann über Jahre hinweg unbemerkt bleiben. Oft wird sie erst beim ausgewachsenen Pferd und nur zufällig bei einer Röntgenuntersuchung festgestellt, zum Beispiel im Rahmen einer Ankaufsuntersuchung. Typische Symptome für Chips beim Pferd sind:

  • Schwellungen am Gelenk
  • Füllung des Gelenks („Galle“)
  • Entzündungen der Gelenke
  • Schmerzen
  • Steifheit
  • Lahmheit

Besonders auffällige Symptome treten bei erkrankten Pferden auf, die intensiv im Renn- und Reitsport genutzt werden. Ihre Gelenke werden von Haus aus stärker belastet und unterliegen einer permanenten Reizung.

Allianz - Chip / OCD beim Pferd: Mann begutachtet das Gelenk eines Schimmels
Allianz - Chip Pferd Fesselgelenk - Illustration: Tierärzte stehen neben einem Pferd in der Box
Gut zu wissen
Allianz - Chip Pferd Fesselgelenk - Illustration: Tierärzte stehen neben einem Pferd in der Box

Wenn Ihr Pferd lahmt oder Schwellungen im Gelenkbereich hat, sollten Sie es von einem Tierarzt untersuchen lassen. Insbesondere eine plötzlich vermehrte Füllung des Sprung- oder Fesselgelenkes („Galle“) sollte in jedem Fall durch eine Röntgenuntersuchung abgeklärt werden.

Vorbeugende Röntgenaufnahmen bei jungen Pferden können Chips frühzeitig sichtbar machen und verhindern, dass die Befunde erst beim ausgewachsenen Tier entdeckt werden, wenn es schon zu spät ist. Daher ist es sinnvoll, Pferde ab einem Alter von zwei Jahren auf Gelenkchips untersuchen zu lassen.

Bei vielen Züchtern und Pferdebesitzern ist dies bereits eine Routinemaßnahme. Nur so erhalten sie wertvolle Informationen über den Gesundheitszustand des Vierbeiners, seine Leistung und den daraus resultierenden Marktwert. Beispielsweise kann ein an OCD erkranktes Pferd beim späteren Verkauf Probleme machen oder nicht als Zuchtpferd infrage kommen.

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Operation und Nachbehandlung

Wird eine operative Entfernung des Chips in Erwägung gezogen, spielen nicht nur dessen Lage und Größe eine Rolle, sondern auch der Schweregrad einer womöglich schon bestehenden Gelenkreizung. Das sollte im Vorfeld der OP durch eine tierärztliche Untersuchung bereits abgeklärt sein.

Gelenkchips beim Pferd können nur mittels einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) unter Vollnarkose entfernt werden. Diese minimalinvasive Operation von Gelenken gehört mittlerweile in vielen Pferdekliniken zum Standardrepertoire. Bei dem Eingriff führt der Chirurg über zwei etwa einen Zentimeter große Öffnungen ein Arthroskop mit Kamera und OP-Instrumente ins Gelenk ein und entfernt die störenden Chips. Anschließend werden die Knochen- oder Knorpeloberflächen geglättet, das Gelenk gespült und die kleinen Einschnitte vernäht.

Mann mit Cowboyhut führt Pferd am Strick auf die Koppel
 

Postoperativ wird das Pferd insgesamt fünf Tage mit Antibiotika versorgt, um einer Infektion vorzubeugen. Die Wunde muss rund zehn Tage unter Verband bleiben. Je nach Schweregrad der Gelenkserkrankung sollte das Pferd zwei bis drei Wochen lang in seiner Box ruhen – auch, um die Vollnarkose zu verarbeiten.

Im Anschluss an die Boxenruhe erfolgt drei bis vier Wochen lang ein kontrolliertes Schrittprogramm, bei dem das Pferd täglich 20 bis 30 Minuten im Schritt geführt wird. Erst danach darf das Aufbautraining wieder aufgenommen werden. Nach insgesamt acht Wochen Ruhe- und Genesungszeit ist das Pferd wieder voll einsetzbar.

In der Nachsorgezeit sollte die Fütterung der Leistung entsprechend reduziert werden: immer ausreichend Raufutter, während der Steh- und Schrittphase kein oder nur ganz wenig Kraftfutter sowie jeden zweiten Tag Mash zur Kolikprophylaxe. Um den Heilungsprozess zu unterstützen, kann knorpelaufbauendes Zusatzfutter wie Grünlippmuschelextrakt zugefüttert werden.

Insbesondere wenn das Pferd an Chip-bedingten Rückenschmerzen oder Lahmheit litt, kann eine Physiotherapie nach einer Operation mit Vollnarkose die Genesung des Tieres zusätzlich unterstützen. Die physiotherapeutische Behandlung aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers, um Verspannungen und Gelenkbeschwerden zu lindern. Diese passive Einwirkung hat auch auf den Knorpel einen positiven Effekt.

Ob es empfehlenswert ist, ein Pferd frühzeitig zu operieren und die OCD-Chips zu entfernen, ist umstritten. Auf der einen Seite gibt es Tierärzte und Pferdebesitzer, die eine frühzeitige Operation von Gelenkchips als notwendig ansehen, um dauerhafte Knorpelschäden zu vermeiden. Auf der anderen Seite sollten unnötige Strapazen durch eine Vollnarkose und den Aufenthalt in einer Pferdeklinik vermieden werden, solange die Chips das Pferd gesundheitlich nicht beeinträchtigen und der teure Eingriff aus medizinischer Sicht nicht notwendig ist.

Bei jungen Pferden führen Chips an den Gelenksflächen nicht zwangsläufig zu Schmerzen und dauerhafter Lahmheit. Gerade in den ersten zwölf Lebensmonaten ist das Knorpelwachstum so aktiv, dass ein Gelenkchip spontan entstehen und auch wieder von selbst verschwinden kann, ohne weitere Beschwerden zu verursachen. Die Gelenksplitter werden entweder vom Körper des Tieres resorbiert oder aus dem Zentrum des Gelenks in die Randbereiche befördert. Gerade bei jungen Pferden ist eine Spontanheilung also durchaus möglich und macht eine OCD-Operation überflüssig.

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Das kommt finanziell auf Sie zu
Allianz - Chip Pferd Fesselgelenk - Illustration: Frau mit Geldmünzen in der Hand
Die Kosten für eine Arthroskopie können sich schnell auf mehrere tausend Euro belaufen – je nach Art und Anzahl der zu operierenden Gelenke und der Lage des Chips zwischen 1.000 und 4.000 Euro. Von Vorteil ist deshalb eine geeignete Operationskostenversicherung für Pferde, die nicht nur für den Eingriff selbst, sondern auch für die Nachbehandlung aufkommt. Einige Anbieter versichern Gelenkoperationen bei OCD in ihren Tarifen bis zu 10.000 Euro und inkludieren die ambulante und stationäre Nachbehandlung sowie den Aufenthalt in einer Tierklinik.
Allianz - Chip Pferd Fesselgelenk - Illustration: Frau mit Geldmünzen in der Hand
Pferdekrankenversicherung
  • OCD-Operationen sind in allen Tarifen der Allianz mitversichert. In den Tarifen Komfort und Premium sogar unlimitiert. Übernommen werden zudem die Kosten der letzten Untersuchung vor der Operation und die 
  • Nachbehandlung je nach Tarif bis zu 15 Tagen nach der Operation – sowohl ambulant oder stationär. Der Aufenthalt in der Tierklinik wird bis zu 15 Tage nach der Operation übernommen.
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Prophylaxe gegen Chips

Solange die Wachstumsscheiben der Knochen noch nicht geschlossen sind, können sich Risse und Splitter an den Gelenken eines Fohlens noch regenerieren. Sobald sie verschlossen sind, ist der Schaden irreversibel. Je nach Pferderasse ist der Wachstumsprozess ungefähr im Alter von zwei Jahren beendet. Es gilt also rechtzeitig zu handeln, um einer Osteochondrose dissecans beim Pferd vorzubeugen.

Neben genetischen Veranlagungen wird die optimale Entwicklung der Knochen und Knorpel vor allem von der Ernährung und der Bewegung beeinflusst.

Stute mit Fohlen steht auf der Weide
 

Für eine gute Knochenentwicklung ist die Grundversorgung des Jungtieres ausschlaggebend. Bei einem mit Energie überversorgten Fohlen entwickeln Knochen und Gelenke sich zu schnell, was das OC-Risiko erhöht. Als Prophylaxe gegen Gelenkchips sollte die Fütterung daher an die Wachstumsrate des Fohlens angepasst werden.

Neben einer adäquaten Versorgung mit Energie spielt auch das richtige Maß an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen eine Rolle. Die wichtigsten Nährstoffe für junge Pferde sind:

  • Mineralien: Kalzium, Phosphor, Magnesium
  • Spurenelemente: Kupfer, Zink, Mangan
  • Vitamine: Vitamin D, K

Vor allem Kupfer spielt eine wichtige Rolle in der Ernährung von Stute und Fohlen, da es ein essenzieller Nährstoff für den Aufbau von Knochen und Knorpel ist. Wird das Fohlen bereits mit einem Kupfervorrat geboren, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es die Krankheit entwickelt, geringer. Daher ist es ratsam, die Stute in den letzten drei bis fünf Monaten ihrer Trächtigkeit mit kupferreichem Futter zu versorgen.

Neben einer ausreichenden Kupferzufuhr ist auch die richtige Menge und das richtige Verhältnis von Kalzium, Phosphor und Magnesium wichtig. Diese Nährstoffe unterstützen den Knochenaufbau. Neugeborene Fohlen werden in den ersten zwei Wochen über die Muttermilch mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Doch bereits ab dem 14. Lebenstag kann die Muttermilch alleine den enormen Bedarf nicht mehr ausreichend decken.

Damit die Knochen sich optimal entwickeln können und, um der Entstehung von Gelenkchips bestmöglich vorzubeugen, können Sie dem Fohlen spezielle Ergänzungsfuttermittel zufüttern. Diese Futterzusätze sind in Form kleiner Pellets oder als Paste erhältlich. Letztere ist besonders für sehr junge Fohlen geeignet, die (noch) keine Pellets fressen wollen.

Auch Luzerne, eine kleeartige Futterpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchte, die reich an Eiweiß, Magnesium und Kalzium ist, eignet sich für Fohlen und Jungpferde als Zusatz zum Raufutter. Luzerne hilft einerseits beim Muskelaufbau und gleicht andererseits einen hohen Phosphoranteil im Pferdekörper aus, der beispielsweise durch das Verfüttern von reichlich Getreide, zum Beispiel Hafer, Mais oder Gerste, entstehen kann.

Durch die frühzeitige und natürliche Bewegung des Fohlens kann die Häufigkeit von Chips, vor allem im Fesselgelenk, deutlich verringert werden. Denn regelmäßige und ausgiebige Bewegungseinheiten ab der Geburt beugen Stoffwechselstörungen vor und fördern die Knorpelentwicklung. Fohlen, die in den ersten vier Lebensmonaten weniger als vier Stunden täglich Auslauf hatten, zeigten Studien zufolge die meisten Osteochondrose-Befunde. Folglich ist es wichtig, Stute und Fohlen frühzeitig auf die Weide zu bringen, wo die Tiere sich frei bewegen können. Ideal ist eine Abfohlung im späteren Frühjahr (ab 1. April), weil das Fohlen dann sofort Weidegang bekommen kann.
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