Welche Impfungen bei Pferden besonders wichtig sind
Eine gewissenhafte Gesundheitsvorsorge ist für Pferde genauso wichtig wie eine artgerechte Unterbringung und das richtige Futter. Denn im Stall, bei Ausritten oder Turnieren kommt Ihr Vierbeiner mit Artgenossen und so auch mit unterschiedlichsten Bakterien und Viren in Kontakt. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit einem Krankheitserreger zu infizieren, ist besonders hoch, wenn das Immunsystem des Tieres beispielsweise durch Stress geschwächt ist.
Bei einer Impfung werden die Abwehrkräfte des Pferdes bewusst einem Erreger in abgeschwächter Dosis ausgesetzt. Auf diese Weise entwickelt der Organismus gegen diese Krankheit körpereigene Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper. Greift der Krankheitserreger den Pferdekörper das nächste Mal an, „kennen“ Abwehrzellen ihn bereits und bekämpfen ihn gezielt mit Antikörpern. Diese aktive Immunisierung sorgt dafür, dass typische Pferdekrankheiten gar nicht oder nur in abgeschwächter Form ausbrechen.
Pferde können gegen zahlreiche Infektionskrankheiten, unter anderem Tetanus, Influenza, Herpes und Tollwut, geimpft werden. Welche Immunisierungen für das Tier sinnvoll bzw. notwendig sind, sollte jede:r Pferdebesitzer:in individuell mit dem Tierarzt oder der Tierärztin abstimmen.
Ist eine Tetanus-Impfung für Pferde ein Muss?
Ist eine Influenza-Impfung für mein Pferd notwendig?
Pferde gegen Herpes impfen lassen – ja oder nein?
Das Equine Herpesvirus (EHV) überträgt sich durch Schmier- und Tröpfcheninfektion und schlummert in bis zu 80 Prozent aller Pferde. Ausbrechen kann die Viruserkrankung jederzeit, zum Beispiel wenn das Pferd Stress ausgesetzt ist. Sobald ein Tier einmal infiziert ist, bleibt es lebenslang Virusträger. Eine Impfung ist bei Pferden nur gegen Herpesviren Typ 1 und 4 möglich: EHV-1 kann Störungen des Nervensystems, Lähmungen und Fehlgeburten bei trächtigen Stuten auslösen. EHV-4 ruft Rhinopneumonitis, eine ansteckende Erkrankung der Atemwege, hervor.
Einen 100-prozentigen Schutz vor dem Ausbruch des Virus bietet eine Impfung gegen EHV nicht. Dennoch rät die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet), Pferde gegen EHV-1 und EHV-4 immunisieren zu lassen. Denn geimpfte Tiere scheiden weniger Viren aus als ungeimpfte Artgenossen. Dadurch reduziert sich das Ansteckungsrisiko. Empfehlenswert ist eine Herpesimpfung vor allem für Pferde in Beständen mit vielen Zuchtstuten sowie für Sport- und Turnierpferde.
Gibt es eine Impfung gegen Druse?
Kann ich mein Pferd gegen Borreliose impfen lassen?
Ist es möglich, Pferde gegen Flechte zu impfen?
Gegen welche Krankheiten Sie Ihr Pferd noch impfen lassen können
Bei Pferden können unterschiedliche Arten von Ekzemen auftreten, gegen die es teilweise eine Impfung gibt. Dazu zählt unter anderem das Fesselekzem (Mauke), ein Hautekzem an der Fesselbeuge des Tieres, das von Bakterien oder Pilzen befallen werden kann. Impfungen bei Pferden können die Pilzinfektion eindämmen und dafür sorgen, dass das Fesselekzem schnell wieder abheilt.
Pferde mit Sommerekzem reagieren allergisch auf die Stiche von Kriebelmücke und Gnitze, was sich durch starken Juckreiz, Wundscheuern, Haarausfall oder Schuppenbildung äußert. Ein Impfstoff, der betroffenen Tieren Linderung verschaffen soll, wird für 2021 erwartet.
Was Sie bei Impfungen von Turnierpferden beachten sollten
Laut Leistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO) müssen Sportpferde, die an Turnieren teilnehmen, gegen Influenzaviren geimpft sein. Der Ablauf der Immunisierung ist klar geregelt (Stand: August 2018):
- Die Grundimmunisierung hat durch zwei Impfungen im Abstand von 28 bis 70 Tagen zu erfolgen. Die dritte Impfung muss sechs Monate (+/- 21 Tage) nach der zweiten Impfung stattfinden.
- Wiederholungsimpfungen bei Pferden sind im Abstand von jeweils sechs Monaten (+/- 21 Tage) durchzuführen.
- Ein Turnierstart ist frühestens 14 Tage nach der zweiten Impfung der Grundimmunisierung möglich. Nach den Folgeimpfungen müssen mindestens sieben Tage vergangen sein, bevor das Pferd wieder bei Wettkämpfen an den Start gehen darf.
Ordnungsgemäß durchgeführte Impfungen gegen Tetanus werden bei Turnierpferden laut LPO als selbstverständlich erachtet, sind aber nicht verpflichtend. Eine Impfung gegen Herpesvirusinfektionen wird empfohlen, ist aber ebenfalls nicht vorgeschrieben.
Influenza-Impfung fürs Pferd und Co.: Welche Nebenwirkungen auftreten können
Kann das Pferd mit gesundheitlichen Problemen reagieren, wenn ein Impfstoff häufiger als nötig verabreicht wird?
Ist eine Kombi-Impfung sinnvoll oder sollte ich mein Pferd einzeln impfen lassen?
Für ein gesundes Pferd ist eine kombinierte Tetanus- und Influenza-Impfung unbedenklich und gut verträglich. Vorsichtig sein sollten Sie bei der Grundimmunisierung von Fohlen oder sensiblen Pferden, die schon einmal mit Nebenwirkungen auf eine Impfung reagiert haben. In diesem Fall sollte die Immunisierung gegen Tetanus und Pferdegrippe nicht als Kombi-Impfung, sondern separat erfolgen, um das Immunsystem des Vierbeiners nicht zu überfordern.
Bei einem sechs Monate alten Jungtier sollte der Tierarzt oder die Tierärztin nach der Grippeimpfung beispielsweise mindestens eine Woche abwarten, bevor er oder sie ihm die Spritze gegen Tetanus verabreicht.
Wie viel muss ich für die Impfung meines Pferdes zahlen?
Pferdehalter:innen sollten sich dabei bewusst machen, dass die Kosten für die Impfungen bei Pferden weitaus geringer sind als die Behandlungskosten, falls ihr Vierbeiner tatsächlich erkrankt.
Was Sie als Pferdebesitzer zur Impfung Ihres Tieres beachten sollten
Was kann ich tun, damit mein Pferd die Impfung gut verträgt?
Lassen Sie Ihr Tier nur impfen, wenn es gesund ist und keine Medikamente verabreicht bekommt. Eine Entwurmung zum Beispiel sollte schon vor dem Impftermin erfolgt sein. Macht das Pferd am Tag der Impfung einen „unfitten“ Eindruck, sollten Sie Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt oder der behandelnden Tierärztin halten und die Behandlung gegebenenfalls verschieben. Schließlich stellen Impfungen bei Pferden Stress und eine Belastung für die körpereigenen Abwehrkräfte Ihres Vierbeiners dar. Nach der Impfung sollten Sie das Pferd deshalb zwei bis drei Tage lang schonen und genau beobachten, ob Unverträglichkeitsreaktionen auftreten. Kontaktieren Sie den Veterinär oder die Veterinärin, falls sich Nebenwirkungen wie Fieber, Husten oder Schwellungen an der Impfstelle bemerkbar machen.
Um sicherzustellen, dass es die Spritze gut verträgt, sollten Sie Ihr Pferd zudem nicht im Fellwechsel impfen lassen. Während dieser Zeit arbeitet der Stoffwechsel des Tieres auf Hochtouren und es ist anfälliger für Durchfall und Koliken, aber auch Impfnebenwirkungen.
Darf ich das Pferd nach einer Impfung bewegen?
Was muss ich beachten, wenn ich ein altes Pferd impfen lasse?
Tiere ab einem Lebensalter von rund 20 Jahren sind anfälliger für Krankheiten und brauchen länger, um sich davon zu erholen. Darüber hinaus ist ihr Immunsystem schwächer als das von Jungpferden und wird aus eigener Kraft nicht mehr so leicht mit Krankheitserregern fertig. Eine regelmäßige Auffrischung des Impfschutzes ist für betagte Pferde deshalb besonders wichtig.
Für Halter:innen alter Tiere ist es deshalb besonders wichtig, mit dem Tierarzt bzw. der Tierärztin abzusprechen, welche Impfung für den Gesundheitszustand ihres Pferdes sinnvoll ist und danach genau im Auge zu behalten, wie es darauf reagiert. Verträgt Ihr vierbeiniger Begleiter ein Impfmittel nicht, lohnt es sich, bei der Folgeimpfung ein anderes Präparat zu wählen, um die Immunisierung so schonend wie möglich zu gestalten.
Was muss ich tun, wenn ich die Impfung für mein Pferd vergessen habe?
Wurde eine Folgeimpfung oder eine Auffrischung der Impfung verpasst, ist der Impfschutz gegebenenfalls gemindert oder gar nicht mehr vorhanden. Das hängt vom jeweiligen Impfstoff ab und davon, wie viel Zeit seit der letzten Impfung vergangen ist.
Im Fall einer verpassten Impfung sollten Sie sich schnellstmöglich mit dem Tierarzt oder der Tierärztin beraten. Ist die Frist nicht allzu weit überzogen, kann in der Regel ohne Probleme nachgeimpft werden.
Ist zu viel Zeit verstrichen oder die Impfung wurde dagegen ganz verpasst, kann unter Umständen eine erneute Grundimmunisierung Ihres Pferdes erforderlich sein.