Auch wenn Katzen selbständiger sind als Hunde, müssen sie die richtige Erziehung erhalten. Da sie sich in Ihrer Wohnung frei bewegen und nicht in einem Käfig gehalten werden, müssen den Tieren gewisse Regeln für das Zusammenleben beigebracht werden. Ab wann und wie Sie Katzen erziehen sollten, erklären wir Ihnen hier.
Katzen sind zumeist sehr verschmuste und anhängliche Haustiere. Vergessen Sie aber bitte nicht, dass Sie ein kleines Raubtier vor sich haben, das gerne jagt. Im Gegensatz zu Hunden sind Katzen unabhängiger, wählerischer, selbständiger und ab und an auch etwas frech, wenn sie um die Aufmerksamkeit ihres Herrchens buhlen. Eigenschaften wie diese machen auch den Unterschied in der Katzenerziehung aus. Diese muss sehr vorsichtig, mit viel Geduld aber auch mit Konsequenz erfolgen.
Eine Bestrafung in Form von Gewalt oder Anschreien ist in jeder Weise falsch. Ihre Katze meidet Sie in Zukunft, wenn sie Angst vor Ihnen bekommt. Das könnte die Beziehung zwischen Ihnen und dem Tier langfristig negativ belasten. Auch Händeklatschen oder Verscheuchen im Befehlston erschreckt die Katze. Das speichert sich im Gehirn Ihres Tieres ab und hinterlässt bei ihm ein ungutes Gefühl. „Ein lautes ,Nein’ oder Händeklatschen funktioniert meist nur, weil es schlimmere Strafen ankündigt und ein Angstgefühl bei Katzen auslöst“, warnt Hauschild. Deshalb ist von dieser brachialen Methode abzuraten.
Der Erziehungserfolg hängt auch vom Alter ab, in dem ein junges Kätzchen bei Ihnen zu Hause einzieht. „Es ist günstig, wenn Kitten bis zur zwölften Lebenswoche bei ihren Geschwistern und ihrer Mama bleiben“, sagt die Katzenexpertin. „So lernen die Tiere ganz viel über Sozialverhalten und Frustrationstoleranz, vor allem durch Entwöhnung.“ Junge Kätzchen beginnen mit etwa vier Wochen feste Nahrung zu sich zu nehmen und die Katzentoilette zu nutzen. Dabei hilft ihnen ihre Katzenmama. Die Kitten sehen ihrer Mutter zu und ahmen ihr Verhalten nach. Im Katzenklo ist das zum Beispiel das Scharren im Streu. Nehmen Sie also ein Katzenbaby auf, ist es meistens bereits stubenrein und benutzt die Katzentoilette automatisch.
Nehmen Sie allerdings ein mutterloses Kätzchen auf, müssen Sie in den ersten Lebenswochen die Mutterrolle übernehmen und das Katzenverhalten nachahmen. Zu Beginn gilt es, das Kitten sauber zu halten, also mit einem feuchtwarmen Tuch oder Waschlappen putzen. Nach etwa vier Wochen tragen Sie Ihr Kätzchen immer nach dem Fressen, Schlafen oder Spielen zum Katzenklo und scharren mit den Fingern im Streu, um ihm den Toilettengang zu signalisieren. Ein Tipp dazu von der Verhaltensberaterin: „Wenn Sie mehrere Katzentoiletten in der Wohnung aufstellen, lernen kleine Katzen viel schneller und leichter, diese zu benutzen. Weil Kitten immer viel spielen, haben sie oft einfach keine Zeit aufs Klo zu gehen. Bei vielen Toiletten ist somit immer eine Möglichkeit in der Nähe.“
Springt das Kitten auf einen Tisch oder läuft in einen Raum, der tabu ist, bestrafen Sie es nicht dafür. „Versuchen Sie lieber, es mit einem Spielzeug abzulenken oder rufen Sie es runter oder heraus“, so Hauschild. Junge Katzen sind noch aktiver und neugieriger als ausgewachsene. Sie jagen allem hinterher, was sich bewegt und sehen ihre ganze Umgebung als potentielles Spielzeug an. Wollen Sie Ihre Möbel und wertvollen Dinge vor den Krallen und Bissen bewahren, ist es wichtig ausreichend Spielzeug bereit zu stellen. Toll ist es auch, wenn Sie selbst mit Ihrer Katze spielen. Worüber sich Katzen aber am meisten freuen, ist einen Artgenossen als Spielkameraden zu haben. Sollten Sie also die Möglichkeit haben, zwei Katzen zu halten, wird es Ihnen Ihr Tier danken.
Ganz wichtig bei der Katzenerziehung: Sie beginnt am ersten Tag, an dem die Katze bei Ihnen einzieht. Erlauben Sie ihr nämlich zu Beginn einige Nächte in Ihrem Bett oder Schlafzimmer zu schlafen, geht die Katze davon aus, dass ihr das auch in Zukunft gestattet sein wird. Die Expertin rät: „Zwar ist es nicht schön, der Katze die ganze Nacht lang den Kontakt zum Menschen zu verwehren, aber wenn Sie Ihr Schlafzimmer langfristig für sich haben wollen, bleiben Sie konsequent.“
Katzen zu erziehen ist normalerweise nicht schwierig, wenn man sich an gewisse Regeln hält. Natürlich gibt es aber immer wieder Kater und Katzen, die ihren ganz eigenen Willen haben und sich trotzig allen Vorgaben widersetzen. Es gibt zwar keine Katzenschulen, in dem Sinne wie es Hundeschulen gibt, allerdings bieten bestimmte Tierpsychologen und -verhaltenstrainer gute Beratungen an. Sie helfen dabei, Katzen zu erziehen oder ihnen Unsitten wieder abzugewöhnen.
Was Sie immer bedenken sollten: Ihr Haustiger ist schlau. Nutzen Sie das bei der Erziehung aus. So kann Clickertraining Katze oder Kater bestimmte Regeln und Verhaltensweisen sehr gut vermitteln. „Gerade bei Wohnungskatzen können kurze, nette Trainingseinheiten sogar eine Bereicherung sein. Sie freuen sich über die Abwechslung“, so Verhaltensexpertin Hauschild.
Ein Gedanke zum Schluss: Nicht alle Verhaltensweisen können Sie durch Erziehung verändern. Ändert eine Katze plötzlich ihre Gewohnheiten, also benutzt sie zum Beispiel plötzlich nicht mehr das Katzenklo, obwohl sie bereits stubenrein war, oder ist nicht mehr so verschmust wie früher, kann das auch gesundheitlich bedingt sein. Im Zweifelsfall sollten Sie daher immer einen Tierarzt oder eine Tierklinik aufsuchen.