Der Hund kommt wie der Mensch ohne Zähne auf die Welt. Danach wachsen dem Welpen zwischen der dritten und sechsten Lebenswoche Milchzähne. Sie sind etwas spitzer als die des später bleibenden Gebisses. Das Milchgebiss hat 28 Zähne: Im Ober- und Unterkiefer sind es jeweils sechs Schneidezähne, zwei Fangzähne sowie sechs Backenzähne.
„Milchzähne brauchen eigentlich noch keine Zahnpflege“, sagt Dr. Gerhard Staudacher, Leiter der Tierärztlichen Klinik in Aachen. Allerdings sei das Welpenalter der beste Zeitpunkt, um das Tier ans Putzen der Zähne zu gewöhnen. „Dann ist der junge Hund noch in seiner ‚oralen Phase‘: Er will alles in den Mund stecken und damit spielen“, erklärt der Fachtierarzt für Kleintiere und Zahnheilkunde. „Wenn der Hundehalter in dieser Zeit anfängt zu putzen, findet der Welpe es interessant – und später normal. Beginnt man später, wird es zumindest nicht mehr so einfach, ihn an die Prozedur zu gewöhnen.“
Im Alter von drei bis sechs Monaten fallen dem Hund die Milchzähne wieder aus. Und die bleibenden Zähne wachsen nach. In der Regel braucht der Welpe bei diesem Zahnwechsel keine menschliche Hilfe. „Der Halter sollte aber beobachten, ob er normal verläuft. Es gibt Zahnwechselstörungen, bei denen der Milchzahn und der bleibende Zahn im Gebiss stehen bleiben“, sagt der Experte. „Wenn so etwas zu sehen ist, muss der Hund zum Tierarzt.“
Ist der Zahnwechsel abgeschlossen, hat der Hund ein Gebiss aus 42 Zähnen. Davon stecken sechs Schneidezähne, zwei Eckzähne und zwölf Backenzähne im Oberkiefer. Im Unterkiefer sind es sogar zwei Backenzähne mehr – dazu ebenfalls sechs Schneide- und zwei Eckzähne. Diese sind traditionell stark entwickelt, daher auch der Ausdruck „Fangzähne“.
Auf den Backenzähnen hat der Hund kleine Kauflächen und mehrere Spitzen. Diese Mischung ist ideal, um ohne großen Kraftaufwand Knochen zu zerkleinern. Das Kiefergelenk ist relativ starr, seitliche Kaubewegungen sind für den Hund – anders als für uns Menschen – daher kaum möglich. Dies macht aber nichts, denn mit seinen kräftigen Backenzähnen kann er sowohl große Fleischstücke als auch Knochen zerkleinern.
Gerade bei Beutetierfressern wie Hunden ist dies wichtig. Nicht umsonst gibt es Ernährungstrends wie das Barfen für Hunde.
Hat sich trotz regelmäßiger Zahnpflege Zahnstein gebildet, können ihn Spezialisten wie Dr. Staudacher mit einer professionellen Zahnreinigung beseitigen. „Wer fleißig seinem Hund die Zähne geputzt hat, braucht die professionelle Reinigung sicherlich seltener. Beim Menschen sind zwei Zahnarzttermine im Jahr Ziel der Krankenkassen. Und sie schreiben es nicht vor, damit die Zahnärzte gut leben“, so der Experte, „vielmehr wissen sie, dass dies der beste Weg ist, um später aufwändige und für den Patienten unangenehme Behandlungen zu vermeiden.“
Beim Hund ist der empfohlene Rhythmus etwas weniger eng. Er kommt in der Regel ohnehin einmal im Jahr zu seinem Tierarzt zum Impfen. Dabei sollte der auch die Zähne kontrollieren. Findet er Zahnstein, ist es Zeit für eine Zahnreinigung. Ansonsten könne man damit getrost noch ein Jahr warten, erklärt der Leiter der Aachener Tierklinik. „Mit zunehmendem Alter des Tieres wird der Tierarzt immer öfter eine Reinigung empfehlen. Danach werden die Zähne mit speziellen Poliermitteln blank poliert, damit sich neuer Zahnstein nicht so schnell festsetzt.“
Die professionelle Zahnreinigung ist nur möglich, wenn der Hund unter Narkose ist. Denn er darf sein Maul beziehungsweise den Kopf nicht bewegen. Wir Menschen kennen das unangenehme Gefühl, das bei Zahnstein- und Plaque-Entfernung entsteht, und verhalten uns trotzdem einigermaßen ruhig.
Ein Hund jedoch, der nicht betäubt ist, würde eine solche Behandlung wohl eher nicht über sich ergehen lassen. Schließlich wird bei der Zahnreinigung die Parodontaltasche gründlich gereinigt – der Bereich unterhalb des Zahnfleischrandes, der die Zähne umschließt. Dort entfernt der Tierarzt Zahnstein und Plaque mit scharfen Instrumenten oder einem mit Wasser gekühlten „Ultraschall-Scaler“. Damit würde der Arzt bei unerwarteten Bewegungen des Hundekopfes sehr leicht das empfindliche Zahnfleisch des Hundes verletzen – insofern ist die Vollnarkose vor allem ein Schutz für Ihr Tier.
Es ist nicht nur wichtig, Ihrem Hund eine regelmäßige Zahnpflege zu bieten, sondern auch alle anderen Körperteile und Organe des Hundes sauber und gepflegt zu halten. Außerdem verhilft die Fellpflege Hund und Hündin ebenfalls zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden.
Zahnbehandlung beim Hund: Die Allianz übernimmt die Kosten für die chirurgische Entfernung der Zähne (z. B. bei Entzündungen oder nach einem Unfall). Hierzu zählt auch die Diagnostik am letzten Tag vor der Operation, sowie die Nachbehandlung bis zu 15 Tagen nach der Operation. Im Tarif Basis-OP-Schutz deckt die Zahnextraktion nur in Folge eines Unfalls ab.