Hagelschäden an Fahrzeugen

Kleines Korn, großer Schaden

17. Mai 2018 – Text: Isabell Troppmann
Von der Murmel bis zum Tennis­ball – je nach Größe richten Hagel­körner erhebliche Schäden an. Experimente des Allianz Zentrums für Technik zeigen die unter­schied­liche Wirkung von Hagel auf ver­schiedene Fahr­zeug­materialen
Ungutes von oben: Hagel kann enorme Blechschäden anrichten. Je größer das Korn, desto schlimmer.  Foto: Allianz Zentrum für Technik

Wenn tennisballgroße Hagelkörner vom Himmel prasseln, erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. Solche Hagelkorngrößen kommen tatsächlich vor, z.B. während der Hagelstürme Andreas und Bernd im Juli 2013, und es steht außer Frage, dass diese Körner erhebliche Schäden anrichten. Aber auch in der Größe von Murmeln werden die Hagelkörner gefährlich – meist gehen Windschutzscheiben kaputt oder viele kleine Dellen übersähen die Fahrzeugoberfläche. Circa 53.000-mal meldeten Kunden der Allianz 2017 einen Hagelschaden an ihrem Kasko-versicherten Auto. Die Allianz bezahlte rund 82 Millionen Euro an ihre Kunden dafür aus.

Die Forscher im Allianz Zentrum für Technik untersuchten in einer groß angelegten Studie, was Hagelkörner unterschiedlicher Größe auf verschiedenen Materialien anrichten. In einem technischen Versuchsaufbau wurden gleichmäßige Eiskugeln mit Durchmesser von drei bis sieben Zentimetern mit Druckluft auf Fahrzeugoberflächen geschossen. Die meisten Autos werden aus Aluminium- und Stahlblech gefertigt. Die Schadenerfahrung zeigt, dass auf diesen Materialien schon bei Hagelkörnern unter drei Zentimetern Dellen entstehen. Meist sind diese Schäden so klein, dass sie repariert werden können.

Im AZT beschossen die Forscher Autodächer mit Hagelkörnern mit bis zu sieben Zentimetern Durchmesser. Foto: Allianz Zentrum für Technik
Immer mehr Autohersteller setzen auf ein alternatives Material – Carbon. Dieser Werkstoff ist leichter und wird deshalb gern in Fahrzeugen verbaut, zum Beispiel im BMW i3, um Gewicht zu sparen.
Dächer aus Carbon sind stabiler
Der Hagel-Test zeigt: Dächer aus Carbon sind stabiler als die aus Aluminium oder Stahl. Erst Hagelkörner ab einer Größe von fünf Zentimetern Durchmesser richteten in der AZT-Versuchsserie Schäden in Form von Dellen und Rissen an. Um unsichtbare Schäden im Inneren des Carbons auszuschließen, untersuchten die Forscher die Dachaußenhaut zusätzlich mit Ultraschall. Sie fanden keine verdeckten Schäden. „Unsere Tests zeigen, dass Carbondächer nicht durch leichten Hagel beschädigt werden. Wenn aber Dellen oder Risse auftreten, dann muss das Dach ausgewechselt werden, man kann es nicht reparieren“, sagt Dr. Christoph Lauterwasser, Leiter des Allianz Zentrum für Technik.
 
Glasbruch ist Indikator für Schäden am Carbon
Hagelkörner richten auch erhebliche Schäden auf Fenstern und Windschutzscheibe an. Die Untersuchung zeigt, dass schon Körner ab vier Zentimetern Durchmesser gefährlich sein können. Von der Stelle, an der das Hagelkorn auf die Scheibe trifft, breiten sich Risse aus. „Bei Fahrzeugen mit Dächern aus Carbon sind Schäden an der Verglasung aus unserer Sicht ein Indikator dafür, dass auch das Dach beschädigt sein könnte. Wenn der Hagel auf den Scheiben keinen Schaden verursacht hat, ist eine Beschädigung des Carbon-Dachs unwahrscheinlich beziehungsweise auszuschließen“, sagt Dr. Lauterwasser.
Bereits kleine Hagelkörner richten auf Autos erhebliche Schäden an. Foto: Allianz Zentrum für Technik
In Deckung! Blech lässt sich ausbeulen, der eigene Kopf nicht
Um zu zeigen, welche Folgen Hagelkörner für Menschen haben können, beschossen die Wissenschaftler in ihren Tests auch einen Fahrradhelm. Ein sechs Zentimeter großes Hagelkorn durchbrach den Helm quasi ungebremst. Noch schnell das Auto in die Garage zu fahren, wenn es bereits hagelt, ist also keine gute Idee. Sobald es beginnt zu hageln, sollte man dringend Schutz suchen.

Bildquellen

Kleines Korn, großer Schaden: Allianz Zentrum für Technik

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