Ihre letzte große Reise war eine Tour durch Westafrika. Ausgerechnet nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem Auto. Wie kam es dazu?
Sinje Gottwald: Der Anlass war tatsächlich ein sehr trauriger. Ich bin 2017 mit dem Motorrad losgefahren, um einmal die Welt zu umrunden. 2020 wollte ich als letzten Kontinent Afrika durchqueren. Als die Coronapandemie ausbrach, konnte ich die Reise nicht fortsetzen. Die Flughäfen und Grenzen wurden dichtgemacht. Ich schaffte es gerade noch, einen Flug von Dakar im Senegal zurück nach Deutschland zu bekommen. Leider musste ich dort mein Motorrad zurücklassen, weil ich so kurzfristig keine Transportmöglichkeit finden konnte. Außerdem hätte der Preis für eine Schiffsüberführung den Wert des Motorrads weit überstiegen. Vor Kurzem hat sich dann erst die Chance ergeben, gemeinsam mit Pamela nach Dakar zu reisen, um nach mehr als drei Jahren mein geliebtes Motorrad zurückzuholen.
Pamela Beckmann: Wir sind in Deutschland gestartet und von Spanien nach Afrika übergesetzt. In fünf Tagen sind wir von Marokko nach Senegal durchgerauscht. Auf direktem Wege, eine lange, gerade Straße an der Küste entlang. Von der heißen, einsamen Wüste bis in die grüne Natur, wo wilde Affen herumspringen und der tosende Verkehr in Dakar einen komplett überwältigt.
Was ist die wichtigste Eigenschaft, wenn man durch Kontinente wie Afrika reist?
Sinje Gottwald: Geduld. Die braucht man schon allein an den Grenzübertritten. Wir mussten dort ständig mit Beamten diskutieren. Immigration, Zoll und Versicherung – wir saßen stundenlang herum und wussten gar nicht, wann es weitergeht. Ob es überhaupt weitergeht. Und gute Laune, weil viele Grenzbeamte eher hilfsbereit sind, wenn man auch mal lacht und ein paar Witze macht. Das ist aber nicht immer so. Viele Leute bieten den Grenzbeamten auch Geld an. Man braucht dafür eine gute Menschenkenntnis und muss Situationen lesen können. Jede Grenze funktioniert anders.