Schon als Kinder haben wir gelernt, mindestens zweimal täglich die Zähne zu putzen. Was aber oft vergessen wird: Wie oft sollten wir eigentlich unsere Zahnbürste wechseln?
Alle drei Monate. So die offizielle Empfehlung. Aber es hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Abnutzungsgrad. Wenn die Zahnbürste etwa nicht trocken gelagert wird, kann Feuchtigkeit die Borsten beschädigen und verformen. Gleiches gilt, wenn man beim Zähneputzen zu viel Druck ausübt. Gibt es also sichtbare Verschleißerscheinungen, sollte man die Zahnbürste austauschen.
Welche Faktoren spielen noch eine Rolle?
Nach einer Erkältung oder Grippe ist es ratsam, die Zahnbürste sofort zu wechseln, um eine erneute Infektion zu vermeiden.
Weich, mittel, hart: Welchen Härtegrad empfehlen Sie bei Zahnbürsten?
Ich persönlich empfehle Ersteres: Weiche Borsten sind besonders schonend für Zahnfleisch und -schmelz. Und sie kommen im Vergleich zu harten Borsten besser in die Zahnzwischenräume.
Und was ist dann die Daseinsberechtigung von harten Borsten?
Das ist eine gute Frage. (lacht) Um es diplomatisch zu formulieren: Am Ende soll jede oder jeder die Zahnbürste wählen, die am besten zu den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben passt.
Manchmal muss es am Morgen schnell gehen: Was ist das Minimum in puncto Zahnpflege?
Ich sage immer: Vier Minuten am Tag – also je zwei Minuten morgens und abends – hat jeder. Wenn es am Ende fünf Minuten werden – umso besser. Entscheidend ist, dass in dieser Zeit alle Zahnflächen gründlich bearbeitet werden.
Wie wichtig ist der Einsatz von Zahnseide?
Elementar wichtig. Die Zahnzwischenräume machen bis zu einem Drittel der Zahnoberfläche aus. Dort sammeln sich Plaque und Essensreste an. Durch normales Zähneputzen allein lassen sich diese aber nur unzureichend entfernen.
Zahnseide vor oder nach dem Zähneputzen?
Für davor spricht, dass die Zwischenräume dann schon gereinigt sind und das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid besser in den Zwischenräumen wirken kann. Für danach, dass ein Großteil der Plaques schon entfernt ist – und die Zahnseide nicht mehr so viel erledigen muss. Am Ende gilt: Die Hauptsache ist, dass Zahnseide fleißig verwendet wird.
Welche Zahnpasta empfehlen Sie als Zahnärztin?
Auch das hängt wieder von den individuellen Bedürfnissen ab. Wenn jemand beispielsweise weißere Zähne haben möchte, kann man gelegentlich eine Zahnpasta mit höherem RDA-Wert (Relative Dentin Abrasion, Anm. d. Red.) verwenden. Je höher der Wert, desto stärker wirkt die Zahnpasta beim Entfernen von Verfärbungen. Für den täglichen Gebrauch eignet sich die Zahnpasta allerdings nicht, da die Grobkörnigkeit zu einer Abschabung der Zahnhartsubstanz führt. Menschen mit empfindlichem Zahnfleisch oder frei liegenden Zahnhälsen sollten hier besonders vorsichtig sein und eher eine sensitive Zahnpasta benutzen, die schonender für Zahnfleisch und -schmelz ist.
Aber egal, für welche Zahnpasta man sich letztendlich entscheidet: Wichtig ist, dass sie Fluorid enthält, das den Zahnschmelz stärkt und vor Karies schützt.
Mittlerweile wird einigen Zahnpasten Aktivkohlepulver hinzugefügt. Das soll eine natürliche Reinigung und ein sanftes Bleaching beim Zähneputzen bewirken. Was ist dran?
Von Zahnpasta mit Aktivkohle rate ich aus den gerade genannten Gründen eher ab. Eine aktuelle Studie hat zwar nachgewiesen, dass das Putzen mit Aktivkohle einen Aufhellungseffekt hat. Doch auch hier funktioniert die grobkörnige Aktivkohle wie Schleifpapier und trägt den Zahnschmelz ab; Aktivkohle hellt also nicht die Zahnsubstanz auf. Wer hellere Zähne haben möchte, sollte sich von seinem Zahnarzt oder seiner Zahnärztin zu einem professionellen Bleaching oder einer Zahnreinigung beraten lassen.
Wie oft pro Jahr sollte man zur professionellen Zahnreinigung gehen?
Eine professionelle Zahnreinigung ist wie Wellness für die Zähne – daher auf jeden Fall regelmäßig. Empfohlen wird zweimal jährlich. Bei Menschen mit sehr guter Mundhygiene kann auch ein Besuch pro Jahr ausreichen. Haben Patienten oder Patientinnen Zahnersatz in Form von Kronen und Brücken oder ein hohes Risiko für Karies und Parodontitis, dann braucht es etwas mehr Nachhilfe. In diesem Fall empfehle ich eine bis zu quartalsweise Reinigung.
Zum Abschluss: Welcher Zahnpflege-Mythos ist Ihr absoluter Favorit?
»Die schlechten Zähne habe ich von meinen Eltern geerbt«, höre ich sehr häufig. Und ja, es gibt tatsächlich genetisch bedingte Faktoren, die das Risiko für bestimmte Zahnprobleme erhöhen. Ein Beispiel ist Amelogenesis imperfecta – eine Erkrankung, bei der die Bildung des Zahnschmelzes beeinträchtigt ist, was jedoch extrem selten ist.
Am Ende beeinflusst aber nicht so sehr das Erbe der Eltern die Zahngesundheit, sondern die Mundhygiene, die Ernährung und der Lebensstil.