Erwachsen werden bedeutet mobiler werden. Kinder schaffen irgendwann den Fußweg zur Grundschule ohne Begleitung, steigen aufs Fahrrad oder in den Bus. Als Teenager sind sie immer häufiger allein unterwegs, auch motorisiert auf E-Bikes oder Mofas – »ein großer Freiheitsgewinn«, sagt die Sozialwissenschaftlerin Kathrin Klein-Zimmer. Im 2021 erschienenen Buch »Erwachsenwerden heute« hat die Professorin, die an der Hochschule Koblenz lehrt, ein Kapitel zum »Unterwegssein« junger Menschen geschrieben. Die Jugend sei eine sehr mobilitätsintensive Zeit, erklärt sie in einem Podcast des Deutschen Jugendinstituts: »Man schafft sich Freiraum und Unabhängigkeit.«
Besonders ausgeprägt war dieser Drang zum Beispiel bei Elias Bohun. Nach der Matura, dem österreichischen Abitur, hatte der heute 22-Jährige recherchiert, wie weit er mit dem Zug kommen könne. Schließlich fuhr er acht Tage lang 2. Klasse von Wien bis in die vietnamesische Hauptstadt Hanoi. Ein »urcooles Erlebnis«, sagt Bohun, der danach das umweltfreundliche Bahnreisebüro »Traivelling« mitgründete und damit den Nerv der Zeit zu treffen scheint. Seine Dienste sind gefragt. Und das Auto? Bleibt stehen? Der Führerschein? Überflüssig? Gar verpönt, seit sich junge Menschen im Angesicht des Klimawandels um ihre Zukunft sorgen müssen? Könnte man meinen.