Ein Mähroboter verwandelt sich, wenn man ihm etwas länger bei der Arbeit zusieht, von einer praktischen Sache in eine traurige Angelegenheit. Wie einsam er auf der Rasenfläche seine Kreise zieht! Doch er zeigt dem Betrachter noch etwas anderes: Da besitzt einer einen schönen Garten, aber die Zeit, sich um ihn zu kümmern, die besitzt er nicht.
Wer ohne Garten leben muss, sehnt sich danach: nach einem Ort der Stille und Kontemplation. Was hat hier die Maschine verloren? Man stelle sich einen Roboter vor, der einen japanischen Steingarten pflegt und mit seiner kleinen Harke Rillen in den Kies zieht. Bestimmt gleichmäßiger, als es der Mönch gekonnt hätte, der nun, beschäftigungslos geworden, auf sein Telefon starrt.
Unbestreitbar nimmt ein Mähroboter dem Hobbygärtner Arbeit ab: die des Mähens. Aber geht es im Garten nicht gerade um solche Tätigkeiten? Um Handgriffe und körperliche Anstrengungen, die guttun, weil sie kein einseitig belastender Bildschirmjob sind? So gesehen muss, ja: muss ein Garten Arbeit machen.
Was der Roboter abschafft, ist der Duft von frisch gemähtem Gras. Dem Gärtner geht Sinnlichkeit verloren, abstrakte Datentechnik schiebt sich zwischen ihn und seine Gewächse. Und noch ein Aspekt: Um die Früchte der Arbeit genießen zu können, ist persönlicher Einsatz unverzichtbar. Wie gut würde eine Karotte schmecken, die ein elektronischer Sä-, Mäh- und Pflückhelfer aus dem Boden gezogen hat? Wir wissen es noch nicht, aber vermutlich wäre das Gemüse nichts Besonderes mehr.
Bei näherer Betrachtung mancher technischer Spielerei fällt auf, dass die »smarten« Geräte so schlau nicht sind. Okay, ein Bewässerungsautomat mit Handyfernsteuerung hilft gegen das Vergessen. Aber wer nicht an seinen Garten denken will, braucht keinen. Geht es nicht ums Kümmern? Die Freude, wenn etwas gedeiht, und die Sorge, dass eine geliebte Pflanze vertrocknen könnte?
Technik im Garten erscheint als Spiel mit sich selbst. Sie zeigt, was möglich ist, ohne Rücksicht darauf, was nötig ist. Und auch Technik macht Arbeit. Statt mit der Natur beschäftigt sich der gar nicht mal so smarte Gärtner mit: Monitoren. Er konfiguriert sein WLAN, updatet Software, aktualisiert Passwörter, lädt Akkus. Ja doch, man kann den Füllstand des Behälters im Beet vom Büro aus kontrollieren. Man kann aber auch gleich den »Landwirtschafts-Simulator 2019« spielen.
Christian Gottwalt