Der Umbruch, den ein Kind bei der Geburt erlebt, könnte kaum größer sein: eben noch im wohlig warmen Körper seiner Mutter, im Dunkeln, sanft schaukelnd, schwerelos im Fruchtwasser, gewiegt und gehalten in der Gebärmutter, rundum versorgt mit allem, was es benötigt. Und dann kommt die Explosion ins Nichts. Plötzlich findet sich der kleine Mensch in einer grell-hellen, kalten Welt wieder, die Nabelschnur zur Mutter wird durchtrennt, und das Neugeborene muss alleine atmen. Nach meiner Erfahrung gibt es auch vollkommen gesunde Kinder, die ohne einen Laut auf die Welt kommen. Ausgelöst durch den sogenannten Moro-Reflex, einem Schreck- und Streckreflex aufgrund von fehlender Umhüllung und Halt, schreit das Kind nach seiner Mutter. Noch über die Nabelschnur verbunden und versorgt, hat das Kind einen sanfteren Übergang zur Umstellung seines Kreislaufs wie auch für das Einsetzen der Atmung. Für die Stabilisierung der Atmung ist das wichtig: Frühchen beispielsweise müssen durchschnittlich eine Woche weniger lang beatmet werden, wenn erst 90 Sekunden nach der Geburt die Nabelschnur durchtrennt wird.
Jede Frau ist auf Schwangerschaft und Geburt von Natur aus bestens vorbereitet. Die Gebärmutter wächst von Ei- auf Basketballgröße, von 60 auf etwa 1.000 Gramm. Sie ist neun Monate lang die perfekt angepasste elastische Wohnung des Babys und bringt das Kind dann kraftvoll auf die Welt.