Sicher mit dem Bike auf Tour

24. Juli 2022 – Interview: Selena Gruner
Das Wetter ist gut und die Straßen füllen sich mit Motorrädern. Doch mit jeder neuen Fahrsaison steigt auch die Zahl der Unfälle – jährlich verunglücken etwa 26.000 Motorradfahrer in Deutschland. Dr. Jörg Kubitzki vom Allianz Zentrum für Technik gibt Tipps, wie Motorradfans sicher unterwegs sind 

Worauf müssen Fahrer während der Motorradsaison achten, wenn sie sich etwa nach einer längeren Pause, wieder aufs Bike setzen? 

Genau genommen ist die Saison schon im vollen Gang. Bis März sind, statistisch gesehen, bereits zehn Prozent der Unfälle eines Jahres passiert. Aber es stimmt, im April steigt die Zahl dann noch mal gewaltig an. Daher ist es besonders wichtig, sich gut einzustellen. Das Motorrad ist ein Saisonfahrzeug, das heißt, sowohl das Material als auch der Mensch müssen vorbereitet sein. Gerade durch Corona hat die körperliche Bewegung über das Jahr hinweg abgenommen, aber nicht nur deswegen überschätzen viele ihr persönliches Fitnesslevel. Auch das Motorrad und die Ausrüstung müssen gepflegt sein, ebenso der Helm. Dieser sollte kein verkratztes Visier haben und nicht schon früher in einem Unfall beschädigt worden sein. Motorräder werden häufig länger gefahren als Autos und sind daher im Durchschnitt deutlich älter. Darum ist es hier besonders wichtig, auf einen guten und sicheren Zustand zu achten.

Was sind gerade zu Beginn einer Saison die größten Gefahren? 

Die Daten der Allianz zeigen, dass Motorradfahrer gern jedes Jahr die gleichen Fehler machen. Vor allem natürlich Geschwindigkeitsfehler. Viele Unfälle passieren bei Gruppenfahrten, weil dann der Fokus häufig nicht auf der Straße, sondern auf den Mitfahrern liegt. So kommt es immer wieder zu Abstandsfehlern und Ablenkungen, aber nicht einfach nur innerhalb der Gruppe, sondern auch gegenüber Dritten.

Gibt es Fehler, die nach einer langen Pause häufiger passieren? 

Wenn man sich die Gesamtzahl der Unfälle anschaut, kann man keinen Eingangspeak erkennen. Eigentlich sehen wir in der gesamten Saison von Frühling bis Herbst eine vergleichbar hohe Gefahrenlage. Im November flacht das Unfallgeschehen dann deutlich ab, obwohl es auch dann noch Unfälle gibt. Typische Fahrfehler zu verschiedenen Zeiten der Saison lassen sich nicht erkennen, mit einer Ausnahme vielleicht: Es gibt augenscheinlich einen Unterschied zwischen der Vorsaison mit geringeren Temperaturen und der wirklichen Hochsaison mit starker Hitze. Hitze führt häufig dazu, dass nicht mehr alle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Das Motorrad wird dann häufiger auch für kurze Fahrten genutzt, viele verzichten sogar auf die Schutzkleidung und bei ganz kurzen Strecken manche sogar auf den Helm. Das ist natürlich sehr gefährlich.

Gibt es neue Fahrassistenzsysteme bei Motorrädern, die zusätzlich Sicherheit bieten? 

Motorradfahrer lassen sich nicht so gern von Assistenzsystemen unterstützen, da sie den sportlichen Aspekt des Fahrens lieben. Dabei sind Assistenzsysteme eine sehr sinnvolle Sache. Viele der Unfälle passieren in einer Kurve, deswegen ist es besonders gut, wenn dann in der Schräglage noch ein Sicherheitssystem greift. Momentan arbeiten viele Motorradhersteller beziehungsweise Zulieferer daran, ihre Bikes mit ähnlich anspruchsvollen Assistenzsystemen wie die eines Autos auszustatten. So werden beispielsweise radarbasierte Assistenzsysteme, etwa für den Fahrstreifenwechsel, weiterentwickelt, die den Fahrer oder die Fahrerin in der Wahrnehmung unterstützen können. 

Dr. Jörg Kubitzki ist Unfallforscher im Allianz Zentrum für Technik (AZT)

Was würden Sie Motorradfans raten?

Sie sollten mit einer gesunden Portion Bescheidenheit und Selbstkritik aufs Motorrad steigen. Die Statistik zeigt, dass weit mehr als jeder zweite Motorradunfall mit Personenschäden von den Fahrern selbst verursacht wird, jeder dritte Unfall hat nicht einmal andere Unfallbeteiligte.

 

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Bild iStock/MoreISO und privat
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