Gesucht, gefunden

Fachkräfte dringend gesucht

04. Mai 2022 – Text: Sandra Michel
Obstkorb, Kita, Homeoffice: Im Wettbewerb um Top-Personal lassen sich Unternehmen vieles einfallen. Auch die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ist ein gutes Mittel, um Angestellte zu finden und langfristig zu binden, wie eine aktuelle Studie der Allianz zeigt. Was sonst noch hilft, erklärt eine Expertin

Auf dem Arbeitsmarkt fehlen Fachkräfte. Zurzeit sind das vor allem Menschen, die eine Berufsausbildung gemacht haben – besonders in den Branchen Handwerk, Pflege, Sanitär und Heizungsbau. Im Wettbewerb um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten Arbeitgeber daher oft umfangreiche Bonusleistungen. Dazu gehört auch die betriebliche Krankenversicherung (bKV). Etwa 17 500 Arbeitgeber in Deutschland bieten sie laut PKV-Verband inzwischen an – und zeigen ihren Angestellten so, wie wichtig sie ihnen sind. Eine aktuelle Studie der Allianz zeigt außerdem: Die bKV ist aus Arbeitnehmersicht als Personalzusatzleistung beliebter als zum Beispiel ein Dienstwagen oder Betriebskindergarten. 73 Prozent der befragten Mitarbeitenden mit einer bKV geben an, sich in hohem Maße von ihrem Arbeitgeber wertgeschätzt zu fühlen. Bei den Befragten ohne bKV sagen das nur 50 Prozent. Was Unternehmen zusätzlich zur bKV anbieten können, um im Wettbewerb um Fachkräfte stärker aufzutreten, erklärt Sibylle Stippler. Sie ist Teamleiterin am Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft.

1. Attraktiv für Azubis werden

---- Hauptursache für den Fachkräftemangel sei der demografische Wandel, sagt Sibylle Stippler vom KOFA. Jedes Jahr scheiden mehr ältere Menschen aus dem Arbeitsmarkt aus, als junge Leute nachkommen. Und wo heute Azubis fehlen, mangelt es morgen an Fachkräften. Deshalb empfiehlt Stippler, potenzielle Azubis gezielt anzusprechen – etwa mit Schulkooperationen oder Praktika. Und zwar auf Social Media und mit einer Karriereseite, wo es Infos zu Ausbildungsinhalten, zum Team und zu Entwicklungsmöglichkeiten gibt.

2. Freundlich zu Familien sein

---- In Deutschland arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit und mit weniger Stunden als im europäischen Durchschnitt. Ziel der Arbeitgeber sollte ein Angebot sein, das gut in die Lebenswelt der Familien von heute passt. Und das so flexibel ist, dass diese eventuell mehr Stunden arbeiten, als sie geplant hatten. Für Eltern generell wichtig sind Stellen in Teil und Vollzeit. Reizvoll sind auch ein Zuschuss zu Kitakosten oder eine eigene Betriebskita.

3. Flexibilität schaffen

---- Homeoffice ist wichtiger denn je: Immer mehr Menschen suchen in Jobbörsen gezielt nach Stellen, die Arbeit remote ermöglichen. Überspitzt ausgedrückt: Ganz egal, was ich mache – Hauptsache, ich kann von zu Hause aus arbeiten. Arbeitgeber erschließen sich neue Zielgruppen, wenn sie auf solche Bedürfnisse eingehen.

4. Konkurrenzfähig bleiben

--- Beim Gehalt kommt es vor allem darauf an, aus welcher Branche ein Unternehmen kommt und aus welcher Region. Fachkräfte, die eine Ausbildung gemacht haben – diejenigen, die am meisten fehlen –, sind weniger mobil. Es lohnt sich nachzufragen, wer wie viel verdient: beim Verband, bei Beschäftigten, die neu eingestellt wurden und von der Konkurrenz kommen, oder beim Personalerstammtisch.

Ende 2021 haben rund 17.500 Unternehmen ihren Mitarbeiter:innen eine betriebliche Krankenversicherung angeboten. Damit hat sich die Zahl der Betriebe seit 2015 mehr als vervierfacht.
Die befragten Angestellten mit betrieblicher Krankenversicherung fühlen sich mehr wertgeschätzt als Beschäftigte ohne diese Leistung.

Quelle: Allianz Studie betriebliche Krankenversicherung als Personalzusatzleistung

5. Im Gespräch bleiben

---- Die Belegschaft zu halten, ist genauso wichtig, wie neue Mitarbeitende zu finden. Dabei gilt es, gute Beziehungen zu den Beschäftigten aufzubauen. Man sagt: Leute kommen wegen einer interessanten Aufgabe und gehen, weil es mit dem Chef nicht klappt. Auch Führungskräfte sollten Schulungen machen und zum Beispiel lernen, wie sie gute Mitarbeitergespräche führen.

6. Aufmerksam zuhören

---- Früher wurden Führungskräfte mit Dienstwagen, Tankgutscheinen oder einem Eckbüro geködert. Heute gehen diese Leistungen daran vorbei, was Menschen sich wünschen. Sibylle Stippler sagt: »Finden Sie heraus: Was ist es, das unsere Leute motiviert?« Oft wird die Antwort lauten: Flexibilität in Arbeitszeit und -ort, so prognostiziert die Expertin.

7. Weiterbildung fördern

---- Weiterbildung vermittelt benötigte Kompetenzen und erhöht die Arbeitszufriedenheit. Dazu gehört, Schulungen zu ermöglichen, die teurer sind oder besonders renommiert. Auch lohnt es sich, Angestellte zu Konferenzen zu schicken, wo sie sich präsentieren und vernetzen können.

8. Essen to go

---- Viele Menschen schätzen das Gefühl, dass der Arbeitgeber ihnen hilft, den Alltag zu bewältigen. Bieten Sie Kantinenessen zum Mitnehmen an – dann müssen die Beschäftigten abends nicht kochen. Oder einen Wäscheservice. Er fahrungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung zeigen: Selbst ein Obstkorb oder kostenlose Getränke tragen dazu bei, dass Angestellte sich wertgeschätzt fühlen.

9. Machen Sie’s einfach

---- Brauchen Arbeitgeber wirklich Anschreiben, Lebenslauf und alle Zeugnisse? Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, Bewerbern zu signalisieren: Nimm erst mal Kontakt zu uns auf. Denn: Die meisten Personalerinnen und Personaler setzen auf Gespräche und die wesentlichen Stationen im Lebenslauf.

10. Präsenz zeigen

---- Viele Unternehmen rücken mit ihren Leistungen erst nach dem ersten Vorstellungsgespräch heraus. Kandidatinnen und Kandidaten haben vorher keine Chance zu sehen, was geboten wird. Ganz klare Empfehlung: zeigen, wer man ist. Am besten gibt es schon in der Stellenanzeige Fotos vom Team, Zitate von Mitarbeitenden und den Link zu einer Karriereseite, auf der nachzulesen ist, was das Unternehmen ausmacht. Ein kurzes Video auf der Webseite könnte Einblick geben in die Betriebsräume.

 

Das Projekt KOFA (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung) wird im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) durchgeführt. Ziel ist es, kleine und mittlere Unternehmen bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen. Unter  www.kofa.de  gibt es Schritt-für-Schritt-Handlungsempfehlungen, Erklärvideos und Praxisbeispiele.

 
Wie Firmen und Angestellte von der betrieblichen Krankenversicherung profitieren
  • Die bKV macht Unternehmen für Fachkräfte attraktiver. Angestellte erhalten Gesundheitsleistungen, die sie von ihrer gesetzlichen Krankenversicherung oft nicht bekommen. So bietet die bKV ein positives Erlebnis, das für Mitarbeitende mehrmals im Jahr erfahrbar ist.
  • Die Gesundheitsservices der bKV, wie etwa die Facharztvermittlung, sind familienfreundlich, da auch Angehörige der Versicherten sie nutzen können.
  • Die bKV bietet volle zeitliche und örtliche Flexibilität – unabhängig vom Firmenstandort.
  • Mitarbeitende bevorzugen die bKV gegenüber Dienstwagen oder Tankgutscheinen, denn Gesundheit ist ihnen wichtig.
  • Mehr zur bkV der Allianz erfahren Sie hier.
  

Bildquellen

Foto: iStock - vitranc
Illustrationen: Sepia Agentur für Illustrationen/Anton Hallmann

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