Clickertraining: Für Sie zusammengefasst
- Clickertraining folgt einem einfachen Prinzip: lobenswertes Verhalten - Clicker-Signal - Belohnung. Es ist ideal für Pferde. Denn sie sind neugierig und lernen sehr schnell.
- Alter und Gesundheitszustand des Pferdes spielen keine Rolle, Sie können jederzeit mit dem Clickertraining beginnen.
- Anfänger:innen sollten beim Clickertraining mit Übungen beginnen, die keinen Schaden anrichten können. Erst später sollten kompliziertere oder schwierige Aufgaben fürs Pferd folgen.
- Clickertraining ist sehr effektiv und muss sehr präzise erfolgen. Umso wichtiger ist, dass sich der oder die Trainer:in gut vorbereitet.
Forschung und positive Verstärkung
Die Grundlagen des Clickertrainings kommen aus der wissenschaftlichen Verhaltensanalyse von B. F. Skinner (*1904 - †1990). Der US-Verhaltensforscher hat den Begriff "operante Konditionierung" entwickelt und das sogenannte programmierte Lernen erfunden. Skinner hat auch herausgefunden, dass Lebewesen am effizientesten und besten lernen, wenn die Umgebung stressfrei ist.
Aus diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde das Clickertraining entwickelt: Das gewünschte Verhalten wird durch clickern markiert und positiv verstärkt. Unerwünschtes Verhalten wird nicht bestraft sondern einfach ignoriert.
Gegensatz zu herkömmlichen Ausbildungsmethoden
Das sei ein extremer Gegensatz zu den traditionellen Ausbildungsmethoden, die eher auf Strafen und Korrektur basierten, sagt die Tiertrainerin aus Ravensburg. Bei diesen werde hauptsächlich versucht, falsches Verhalten durch korrigierende Maßnahmen zu ändern.
"Beim Clickertraining dagegen konzentrieren wir uns auf die Verhaltensweisen, die wir sehen möchten", beschreibt die Tierärztin, "diese wollen wir verbessern und bestärken. Wir planen die Trainingsschritte so, dass unsere Pferde erfolgreich sind und sie gar keine Fehler machen. Fehlerfreies Lernen erhöht die Motivation sowohl für das Pferd als auch für den Trainer und es geht wesentlich schneller als durch Versuch und Irrtum."
Dabei wird beim Clickertraining stets der positive Weg gewählt. Dem Pferd soll es gut gehen, es lernt in einer stressfreien Umgebung. Mit kleinen Schritten wird am neuen Verhalten gearbeitet: Shaping nennt man diese Strategie, um mit vielen kleinen Lernerfolgen etwas neues Großes zu erlernen.
Wie beim Clickertraining Pferd und Trainer:in ohne Altersgrenzen zusammenarbeiten
Mit dem Clickertraining kann jederzeit begonnen werden. Es können Fohlen konditioniert werden genauso wie eine 20 Jahre alte Stute. "Sie können beispielsweise Tiere trainieren, die nicht mehr geritten werden können, und sie mit Kopfarbeit beschäftigen. Dasselbe gilt für Tiere, die in Stallruhe sind", erklärt die Tierärztin aus Ravensburg.
Richtig angewendet, ist die komplette Ausbildung eines Pferdes per Clicker möglich – vom alltäglichen Umgang bis zum Reiten in allen Disziplinen wie zum Beispiel Dressur oder Springen.
"Man kann zum Beispiel bei der Pferdepflege mit dem Clicker einem Pferd beibringen, dass es beim Putzen brav die Hufe hebt. Die Pferde verstehen das sehr schnell und sind immer sehr motiviert beim Training", sagt die Pferdeexpertin, "sie machen von sich aus sehr viel lieber beim Clickertraining mit als bei Trainingsmethoden, die auf Druck basieren."
Als Tierärztin ist Dr. Hempen von der Methode überzeugt. Denn sie basiert auf wissenschaftlichen Prinzipien. "Und wir haben nicht nur die Wissenschaft im Rücken, sondern auch das Pferd als aktiv Lernenden."
Der Click zum richtigen Zeitpunkt
Der oder die Ausbilder:in muss genau wissen, was er oder sie tut. "Entscheidend für den Erfolg ist nicht das Pferd, sondern vielmehr der Mensch", sagt die Pferdeexpertin. "Wenn der Trainer bei der Anwendung alles richtig macht, klappt es auch mit dem Lernerfolg." Einige Regeln muss man einhalten: Das Clickern muss sehr, sehr genau erfolgen.
"Eine meiner Ausbilderinnen aus England hat den Clicker mit einem Skalpell verglichen. Man muss den Punkt also ganz genau treffen, sonst ist das Training nicht erfolgreich", erklärt sie. Und beschreibt als Beispiel, wenn man Pferden beibringen möchte, vorwärts zu gehen: Der Click müsse genau in dem Augenblick erfolgen, wenn das Pferd das Bein hebe. Wer zu spät dran sei, also erst clicke, wenn es das Bein bereits wieder nach unten führt, verstärke die Abwärtsbewegung: das Abbremsen.
Richtiges Clicker-Timing
Statt vorwärts zu gehen lernt das Pferd also stehen zu bleiben. Das wäre das Gegenteil von dem, was man ihm eigentlich beibringen wollte. Der oder die Ausbilder:in muss also vor allem ein gutes beziehungsweise richtiges Timing lernen. Er oder sie braucht ein geschultes Auge und muss analysieren, wie die Bewegung abläuft. Dies sollte in jedem Fall passieren, bevor man den Clicker zum ersten Mal einsetzt. Clickertraining erfordert also auch ein gutes physiologisches Verständnis der Bewegung des Tieres.
Will man zum Beispiel einem sehr aufgeregten, nervösen Tier etwas mehr Entspannung beibringen, gilt es, Situationen zu verstärken, in welchen es entspannt. "Das gelingt natürlich nur denjenigen, die das Pferd gut kennen, weil sie es genau beobachtet haben", sagt die Ravensburger Expertin für Pferdetraining.
Clickertraining kann jeder lernen: Aufgaben und Übungen für Einsteiger:innen
Ganz wichtig sei bei jeder neuen Aufgabe, sich ausreichend vorzubereiten – gerade weil die Erfolge so schnell zu erzielen sind. Ihr wichtigster Rat: sich vor der ersten Trainingseinheit Gedanken zu machen, was das Pferd konkret lernen soll und in wie viele Lernschritte man dieses Ziel zerlegen kann. Und nicht zu vergessen: Das Verhalten, das das Pferd am Anfang lernt, bleibt bei ihm am stärksten hängen.
Rechnen Sie damit, dass es diese Verhalten häufig zeigen wird – oder "anbietet", wie Experten und Expertinnen es nennen. "Ich möchte Verhalten wie 'höflich sein' oder 'still neben mir stehen' möglichst häufig von meinem Pferd sehen", erklärt Dr. Michaela Hempen, "deswegen sollte ich mit Übungen beginnen, die dieses Verhalten verstärken."
Weil der Erfolg beim Clickern so schnell kommt – und man beim Start einiges verkehrt machen kann, rät sie allen Trainern und Trainerinnen, vorher in die "Clickerschule" zu gehen, es sich also von einem oder einer erfahrenen Trainer:in beibringen zu lassen. "Man sollte sich ausbilden lassen und nicht einfach nur rumspielen", empfiehlt Dr. Hempen, macht gleichzeitig allerdings allen Anfängern und Anfängerinnen Mut: "Aber keine Angst, es kann jeder lernen, so schwer ist Clickertraining nun auch wieder nicht."