Motorradfahren ist riskant: Ohne Außenkarosserie, Airbags und Co. bietet Ihnen ein Bike im Vergleich zu einem Pkw weniger Schutz im Straßenverkehr. Selbst bei umsichtigem Fahrverhalten ist das Verletzungsrisiko für Motorradfahrer bei Unfällen höher. Ein Helm und entsprechende Bekleidung gewährleisten auf dem Zweitrad deutlich besseren Fahrerschutz als Alltagskleidung.
Sind Sie mit Ihrem Zweirad unterwegs, ist das Tragen eines Schutzhelms für Sie verpflichtend. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) gilt die Helmpflicht für Fahrer und Beifahrer von Krafträdern ohne Sicherheitsgurte ab einer bauartbedingten Geschwindigkeit von mehr als 20 km/h (StVO § 21a Abs. 2). Somit sind auch Mopedfahrer zum Tragen eines Schutzhelms angehalten.
Zusätzliche Protektoren, Handschuhe oder eine sogenannte Motorradkluft mit Lederjacke und -hose sind daher nicht zwingend erforderlich. Aufgrund des hohen Verletzungsrisikos ist hochwertige Schutzbekleidung für Biker jedoch empfehlenswert.
Machen Sie Ihren Motorradführerschein, ist das Tragen vollwertiger Schutzausrüstung für Sie als Fahranfänger Pflicht. Das heißt: Neben dem Helm ziehen Fahrschüler auch Handschuhe, Motorradstiefel, Schutzjacke und -hose an. Und zwar sowohl während praktischer Fahrstunden als auch bei der abschließenden Fahrprüfung.
Neben dem verpflichtenden Schutzhelm gibt es Sicherheitsbekleidung in verschiedensten Ausführungen, die sich speziell für Motorradfahrer eignet. Einteilige Motorradanzüge aus Leder stellen den umfassendsten Schutz dar, sind im Alltag aber nicht immer praktisch.
Zusätzlichen Schutz für Ihren Körper bieten Motorradhandschuhe und -stiefel mit Knöchelschutz. Integrierte Protektoren an Rücken, Armen, Beinen und Gesäß sorgen für erhöhte Sicherheit, wenn es zu einem Aufprall kommt. Sturmkappen oder Ohrstöpsel bieten zusätzlichen Komfort beim Motorradfahren.
Folgende Tabelle zeigt, welche Arten der Schutzausrüstung es für Motorradfahrer gibt und welche Sicherheitsfunktionen sie übernehmen:
Wischen um mehr anzuzeigen
Schutzbekleidung | Funktion |
Integralhelm mit verschließbarem Visier und fester Kinnpartie | Maximaler Schutz des Kopfs bei Stürzen |
Klapphelm | Klappbare Kinnpartie (praktisch für Brillenträger), leichtes Abnehmen (z.B. bei Unfall), etwas weniger Schutzleistung im Vergleich zum Integralhelm |
Einteiliger Motorradanzug | Stabil und sicher, mit integrierten Protektoren, oftmals angepasste Rennhaltungsform |
Zweiteiler Motorradjacke und -hose | Komfortabler als einteiliger Anzug, sollte stabilen Verbindungsreißverschluss zwischen Jacke und Hose aufweisen, zusätzlicher Nierengurt empfehlenswert |
Motorrad-Jeans | Robuste Jeans mit Protektoren und Verstärkungen aus Aramid- oder Kevlarfaser, alltagstaugliche Optik, jedoch nicht wasserfest |
Airbag-Jacken oder -Westen | Großflächiger Schutz, der sich mechanisch durch Fahrer oder elektronisch über Sensoren aktiviert |
Protektoren | Mindern Aufprall und Abrieb beim Sturz, oft bereits in Schutzkleidung verbaut, bei Rückenschutz oft separat als Einschub oder Weste erhältlich |
Handschuhe | Verhindern Abrieb bei Stürzen und schützen vor Kälte und Nässe |
Motorradstiefel | Schutz bei Schräglage und Stürzen, auch vor Nässe und Kälte |
Schlauchtuch und Sturmkappe | Schutz vor Fahrtwind oder Einatmen/Verschlucken von Staub während der Fahrt, wärmende Funktion im Helm |
Gehörschutz | Schutz vor Wind und lauten Verkehrsgeräuschen, speziell auf der Autobahn |
Im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit zahlt es sich aus, in hochwertiges Equipment zu investieren. Zertifizierte Schutzstandards auf dem Etikett geben Auskunft darüber, welche Sicherheit das jeweilige Kleidungsstück gewährleistet. Es gibt fünf Schutzklassen: AAA, AA, A, B und C. Dabei steht C für reinen Aufprallschutz, B für reinen Abriebschutz und A für eine Kombination aus beiden Schutzarten (mit von A bis AAA steigender Schutzleistung).
Stellen Sie zudem sicher, dass Ihre Schutzbekleidung gut am Körper sitzt: Wenn nichts wackelt oder rutscht, ist das Verletzungsrisiko am geringsten. Die größte Auswahl an Schutzbekleidung finden Motorradfahrer online. Anprobieren ist jedoch Pflicht. Gerade bei der Wahl des Helms sollten Sie keine Kompromisse eingehen. Hersteller und stationäre Händler beraten Sie am umfangreichsten und ermöglichen oft eine Probefahrt mit dem Kopfschutz Ihrer Wahl.
Je nach Kleidungsstück, Modell und Verarbeitung liegt Motorrad-Schutzkleidung oft im dreistelligen Preissegment. Langlebige Motorradanzüge aus Leder kosten zum Beispiel ab 300 Euro aufwärts. Zubehör wie Handschuhe oder Stiefel ist in der Regel günstiger. Im Vergleich schneiden Textilien aus Leder teurer ab als ihre Pendants aus Stoff, sind jedoch oftmals haltbarer und bieten besseren Schutz. Hochwertige Helme bekommen Sie ab rund 100 Euro.
Wichtig: Sparen Sie beim Kauf Ihrer Schutzbekleidung nicht an der falschen Stelle, sondern investieren Sie in Qualität – zu Ihrer eigenen Sicherheit.
Im Fall, dass Sie ohne Mitschuld in den Unfall verwickelt wurden, übernimmt die Kfz-Haftpflicht des Unfallverursachers die Kosten für beschädigte Protektoren, Motorradstiefel oder sonstige Schutzausrüstung. Der erstattungsfähige Höchstbetrag liegt bei vielen Anbietern bei maximal 500 Euro für Motorrad-Schutzbekleidung.
Tragen Sie bei einem Motorradunfall keine Schutzkleidung, kann es teuer für Sie werden. Die Mitschuld an Ihren Verletzungen liegt aufgrund unterlassener Schadenminderungspflicht bei Ihnen. Die Kfz-Versicherung Ihres Unfallgegners kann sich in diesem Fall weigern, Ihnen Schmerzensgeld zu zahlen. Benötigen Sie infolge der Verletzungen etwa eine Haushaltshilfe, kommen Sie selbst dafür auf – auch wenn Sie den Unfall nicht selbst verursacht haben.
Grundsätzlich schützt eine Motorradversicherung Ihr Zweirad sowie fest damit verbundene Teile. Schutzhelme (auch Modelle mit Wechselsprechanlage) sind in der Regel als Zubehör mitversichert. Weitere Schutzbekleidung wie Anzüge, Handschuhe, Protektoren oder Motorradjacken sind jedoch vom Schutz ausgenommen. Beschädigen Sie das Equipment oder kommt Ihr Motorradfahrerschutz durch Diebstahl abhanden, zahlen Sie die entstandenen Kosten.
Kommen Sie als Fahrer des Bikes bei einer selbst verschuldeten Kollision zu Schaden, sind Sie über Ihre Motorradversicherung nicht abgesichert. Anders als bei Policen für Pkw bieten Kfz-Versicherer meist keine spezielle Motorrad-Fahrerschutzversicherung an. Das heißt: Bleiben nach einem selbst verursachten Unfall bei Ihnen dauerhafte körperliche Beeinträchtigungen (Invalidität) zurück, haben Sie zum Beispiel weder Anspruch auf Schmerzensgeld noch auf Erstattung von Verdienstausfall.
Das hängt von Ihrer Maschine und Ihrem persönlichen Sicherheitsbedürfnis ab. Grundsätzlich besteht in Deutschland Kfz-Versicherungspflicht. Das heißt: Für Ihr Zweirad schließen Sie mindestens eine Kfz-Haftpflichtversicherung ab. Verursachen Sie mit Ihrem Bike Sachschäden, Vermögensschäden oder Personenschäden, reguliert Ihre Haftpflicht Schadenersatzansprüche Dritter – bis zur vereinbarten Versicherungssumme (Deckung).
Mit einer Teil- oder Vollkasko erweitern Sie den Versicherungsschutz für Ihr Kraftrad. Je nach Zustand und Wert des Motorrads ist eine Kaskoversicherung empfehlenswert, aber nicht verpflichtend. Zusatzbausteine wie Auslandsschadenschutz oder Schutzbrief sichern Sie auch bei Fahrten außerhalb Deutschlands umfassend ab.
Prüfen Sie den Zustand Ihrer Schutzbekleidung regelmäßig und sortieren Sie abgetragene Stücke aus. Bei einem Sturz oder Aufprall ist Motorrad-Schutzausrüstung extremen Kräften ausgesetzt. Ältere Kleidungsstücke reißen dann schneller.
Auch Schaumstoffprotektoren verlieren im Laufe der Zeit ihre Festigkeit und Schutzfunktion. Nach einem Unfall lohnt sich eine genaue Prüfung von Helm und Co. besonders. Lassen Sie sich zudem von Fachhändlern beraten, wann Sie Ihren Motorrad-Fahrerschutz erneuern sollten.